Skip to main content
Anzeige

„Wie eine natürliche Klimaanlage“

Hans Gisler hat sich mit seinem Schlitzholz-Isolationssystem bereits einen Namen gemacht, der weit über die Grenzen der Region hinaus wirkt. Nun ist der innovative Zimmermann damit für den Prix Montagne 2013 nominiert.

Ganterschwil. „Allein die Nominierung ist schon eine tolle Anerkennung, über die ich mich sehr freue“, blickt Hans Gisler, Inhaber der Firma Gisler Holzbau in Ganterschwil mit Zurückhaltung auf die anstehende Preisverleihung des Prix Montagne 2013 am 4. September in Bern.

Sein Schlitzholz-Isolationssystem ist eines von neun Projekten, welches die Jury um Präsident und Skisportlegende Bernhard Russi aus 50 eingereichten Projekten in die engere Auswahl bestimmt hat. „Alle nominierten Projekte haben Modellcharakter und leisten auf vorbildliche Weise einen Beitrag zur Wertschöpfung, Beschäftigung oder wirtschaftlichen Vielfalt im Berggebiet“, heisst es dazu in einer gemeinsamen Medienmitteilung der beiden Trägerschaften, der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) und der Schweizer Berghilfe. Der Prix Montagne ist mit einer Preissumme 40 000 Franken dotiert. 

Für Hans Gisler heisst es deshalb nun: Abwarten und hoffen. Bereits 2010 gewann er den Innovationspreis Toggenburg für sein Isolationssystem. Doch scheint ihm eines noch bedeutend wichtiger, als ein Preis: Der Werkstoff Holz. Denn dieser hat es ihm angetan, fasziniert den erfahrenen Zimmermann nach wie vor und dem Holz entlockt er auch immer neue Möglichkeiten.

Unschätzbare Vorteile
Doch Holz ist teuer und deshalb wird für Gebäudeisolationen immer mehr auf diesen Rohstoff verzichtet. Dabei hat dieses ganz besondere Qualitäten, die bei einer so langfristigen Investition wie einem Haus nicht nur finanziell schnell wieder einen Ausgleich gefunden haben, sondern auch noch unschätzbare Vorteile mit sich bringt.

Der Aufbau des Gisler Isolationssystems besteht aus einer äusseren und inneren Holzwand, zwischen denen geschlitzte Bretter aus Fichtenholz die herkömmlichen Dämmmaterialien ersetzen. Sein Schlitzholzsystem kombiniert die Dämmeigenschaften der Luft und die Wärmespeicherkapazität von Holz. Der neuartige Baukörper reguliert Feuchtigkeit und Wärme von Innen und Aussen und sorgt so für angenehmes Wohnklima. So erreicht es hohe Dämmwerte bei einem geringen Wandaufbau, welcher auch Platz für die Installation der Haustechnik beinhaltet.

„Die Isolationswirkung ist durch die Schlitze, welche eine grosse Oberfläche mit viel ruhender Luft ermöglichen, hervorragend“, erläutert der Fachmann. Zudem bringt die Verarbeitung seines Systems eine gewisse Masse mit sich, welche wiederum sehr wichtig für das Klima eines Gebäudes ist. „Das Holz reguliert so optimal, dass ein Haus damit praktisch das ganze Jahr über die gleiche Luftfeuchtigkeit hat und ein ideales Raumklima schafft. Das ist wie eine natürliche Klimaanlage“, erklärt er. Durch die trägen Eigenschaften des Holzes kommen die Bauten mit minimalen Heizaufwendungen aus. Gleichsam ist beispielsweise Schimmelbildung auch ohne die üblichen, anfälligen Dampfsperren kein Thema. Zudem ist das von ihm verwendete, unbehandelte Holz langlebig und auch entgegen mancher Vorurteile ganz und gar nicht brandgefährdet, wie Hans Gisler erklärt.

Point of no return
Bereits 2008 hat Gisler sein innovatives Isolationssystem erfunden. Viel Zeit, Arbeit und auch Geld steckt in dieser Entwicklung, doch hat ihn die Idee nicht mehr losgelassen. „Ausserdem kommt irgendwann ein Punkt, an dem man nicht mehr zurück kann, weil man schon so viel investiert hat“, scherzt er. Doch auch im Ernst, sei es ein zäher Weg, als KMU ein solches Produkt zu entwickeln. „Aber ich wollte nicht auf der Billigschiene mitschwimmen, sondern mit Berufsstolz und Freude an der Arbeit eine Qualität bieten, wo wirklich etwas dahinter steckt“, so Hans Gisler. „Schliesslich will ich, dass meine Kunden auch in zehn Jahren noch zufrieden sind.“

Mittlerweile ist eine Erfolgsgeschichte aus seiner Erfindung geworden. Mehr als zehn Häuser wurden bereits damit errichtet, ja sogar ein mehrstöckiges Schulhaus auf diese Weise erbaut. Zudem hat sein Unternehmen mehrere Haus-Sanierungen mit dem Schlitzholz-Isolationssystem durchgeführt und fertigt unterdessen auch entsprechende Bauelemente für andere an.

Zunächst mit Wandisolierungen begonnen, hat sich das System bereits weiterentwickelt und die Innovationskraft von Hans Gisler und seinem Team immer weiter beflügelt. Mittlerweile baut das Unternehmen ebenso Zwischenböden als tragende Elemente aus Schlitzholz ein, sowie entsprechende Türblätter, Fensterrahmenverbreiterungen und vieles mehr. Die pfiffige Optik der Schlitzbretter motiviert sogar zu dekorativen Gegenständen. Doch ist eines noch viel entscheidender für den Vollblut-Zimmermann: Die Energiebilanz des Systems ist deutlich besser, als bei vielen vergleichbaren Baukörpern. Denn berechnet man auch die so genannte Graue Energie, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung benötigt wird, schneidet seine Erfindung hervorragend ab. Und dies nicht nur, weil er vorzugsweise einheimische Fichte aus dem Toggenburg verwendet. Ganz generell ist ihm die Sicherung der Wertschöpfung und der Arbeitsplätze in der Region ein Herzensanliegen.