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Baulich interessant gewachsene Kirche

Vor über 1200 Jahren wurde der Grundstein der heutigen Pfarrkirche St. Vinzentius in Eschenbach geschaffen. Die kommenden Jahrhunderte prägten das heutige Bild der Kirche und machen sie architektonisch interessant.

Eschenbach. – Die Pfarrkirche St. Vinzentius in Eschenbach kommt aussen eher schlicht daher. Doch die vielen Umbauten beherbergen einen kleinen Schatz, der oft nur durch genaueres Hinsehen erkannt wird. So liegen viele interessante bauliche Veränderungen im Detail. Das Besondere an der Eschenbacher Kirche ist, dass jede bauliche Veränderung, jede Epoche ihre Spuren hinterlassen hat und noch heute zu erkennen ist. Selbst ein Teil der Aussenmauer des ersten Baus ist im Turm noch zu bewundern.

Grundsteinlegung
Schon um 800 entstand unter den Mauern der heutigen Pfarrkirche eine Karolingische Kirche. Die alten Fundamente aus dieser Zeit fand man bei der Renovation von 1955/56. Diese liessen erkennen, dass die ursprüngliche Kirche eine Grundfläche von ca. 9x20 Meter hatte. Der Bautyp entsprach denen der karolingischen Kirchen auf dem Lande. Im 12. Jahrhundert erhielt die Kirche romanische Züge und einen Turm, der nördlich an das Chor angebaut wurde. Doch schon 1444 brannte die Kirche nieder. Nach kleinen notdürftigen Reparaturen wurde sie 1490 im gotischen Stil umgebaut. Während die Grundform der Kirche erhalten blieb, bekamen die Fenster und Türen die typischen gotischen Formen. Der romanische Turm wurde aufgestockt und der Chor wurde verlängert.

Um 1665 veränderte sich die Eschenbacher Kirche aussen nicht. Jedoch gab es im Inneren einige wesentlichen Veränderungen. Der Chor wurde umgebaut und der Boden erhoben. Gut zu erkennen ist heute die barocke Form des Chorbogens, welche die gotischen Linien an dieser Stelle ersetzte. Typische waren zu dieser Zeit auch die lebendigen Farben mit Blumenmotiven, deren Fragmente erst bei der Renovation von 1955/56 zu Tage traten. In den Jahren danach erhielt die Pfarrkirche auch ihren heutigen Namen. Zuvor noch dem heiligen St. Michael geweiht, erfolgte im Jahre 1675 die Überführung der Reliquien des heiligen Vinzentius von Rom nach Eschenbach, welcher der Kirche auch ihren heutigen Namen gab.

Meisterliche Deckenkonstruktion
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam es zu einem kompletten Neubau des Langhauses unter dem Baumeister Hans Georg Schueler. Schon wenige Jahre später, 1755, kam es zu einem erneuten Umbau der Kirche. Bemerkenswert ist hier der von den Gebrüdern Grubenmann erstellte Dachstuhl. Decke und Kuppel, aus Gips hersgestellt, werden von der meisterhaften Konstruktion des Dachstuhles getragen. Die Decke und die Kuppel sind am spitz zulaufenden Dach durch eine Balken-, Säulenkonstruktion frei aufgehängt. Die Gebrüder Grubenmanns haben etliche Kirchen und Brücken in der Ostschweiz gebaut, wobei die Konstruktion des Dachstuhles in der Pfarrkirche Eschenbach als eines ihrer Meisterwerke gilt. Bei dieser Konstruktion kam ihnen ihr Wissen als Brückenbauer zugute. Erst das ermöglichte so riesige und stützfreie Räume. Genaue Berechnungen waren damals noch nicht möglich. Ihre Konstruktionen beruhten auf Erfahrungen und Ausprobieren und haben die Jahrhunderte überstanden. Sie sind verdeckt und eben nur bei genauer Betrachtung des Dachstuhls in ihrer Einzigartigkeit zu erkennen.

Die Decke selbst erhielt die bis heute prägende Bemalung von Josef Ignaz Weiss. Die lieblichen Farben und Formen der Bilder, wie z.B. die „Anbetung der heiligen drei Könige“ oder „Maria Verkündung“ bezaubern den Betrachter, inmitten einer schlicht weiss gehaltenen Kuppel mit dezenten Verzierungen.

Zeitgeist
In den folgenden Jahren folgten weitere Renovationen. 1932 wurde eine grössere Aussensanierung des Gebäudes vorgenommen. Doch hatte man damals schon eine Innenrenovation vor Augen. Aber erst zu Beginn der 50er Jahre übertrug man die Aufgabe an den Architekten Richard Kuster, damals Stadtplaner in Biel. 1955 bis 1956 fand dann der Umbau statt, der sich vor allem an der damals neuen Formensprache der Architektur orientiert, altes nicht nachgebaut, sondern neu konstruiert wurde. Visuell prägend zeigt sich diese Veränderung im Annex-Anbau der Empore und der Kanzel. Die Holzkonstruktion und die geraden Formen, wie auch die Tür unter der Empore zeigen klar den Zeitgeist der 50er Jahre. Bei dieser letzten grossen baulichen Veränderung sollte es bleiben. Die Renovation 1995 und 1996/97 erhielt die Struktur der Kirche und setzte vor allem instant.