Nesslau. Diese Spezialitäten wissen nicht zuletzt auch die Veteranen zu schätzen, die diese sehr traditionelle Art des Feldschiessens aktiv nutzen. So beispielsweise auch Walter Geisser von den Militärschützen Laad. Seit nicht weniger als 51 Jahren betreibt er äusserst erfolgreich den Schiesssport und verschwendet noch keinen Gedanken ans Aufhören, wie er erzählt: «So lange ich die Scheibe sehe, die Hände ruhig und die Nerven stark sind, werde ich weitermachen», strotzt er vor Elan. Und das zu Recht: Auch beim diesjährigen Eidgenössische Feldschiessen vom Bezirksschützenverband Obertoggenburg in Nesslau hat Walter Geisser wieder die erforderliche Punktzahl von 56 für einen Kranz ohne Mühe übertroffen. «Und ich schiesse nach wie vor noch ohne Brille.»
Nur einmal den Kranz verfehlt
Der 74-Jährige ist in dieser Hinsicht auch erfolgsverwöhnt. «In all den Jahren, in denen ich schiesse, habe ich den Kranz nur einmal um einen Punkt verfehlt», kann er berichten. Ende der 1970er-Jahre war Walter Geisser zudem Schützenkönig beim Eidgenössoschen Feldschiessen. Dies war auch ein anderer prominenter Schütze bereits, der in diesem Jahr auch wieder seine Zielsicherheit in Nesslau auf den Prüfstand stellt: Schwingerkönig Nöldi Forrer. Doch bis dieser auch als Veteran geehrt werden kann, wird noch viel Wasser die Thur hinunter fliessen.
Walter Geisser konnte unterdessen bereits am Samstagnachmittag mit aus seiner Sicht am besten wirkendem Zielwasser anstossen: Einem Café Creme mit Zucker – viel Zucker. Da blieb auch genug Zeit für das, was dem langjährigen Schützen von jeher wichtig war: Die Kameradschaft und Geselligkeit. «Ich bin mit 17 Jahren in den Jungschützenkurs gegangen», erinnert er sich, wie die Faszination für diesen Sport bei ihm begonnen hat. Früher gab es zudem nicht so viele Vereine und Freizeitmöglichkeiten wie heute, weshalb noch mehr junge Männer hier eine Möglichkeit der Freizeitgestaltung fanden.
Attraktiv für die Jugend
Dass dies heute etwas anders ist, weiss auch Bezirksschützenmeister Martin Forrer. Zwar zeigte das diesjährige Feldschiessen wieder deutlich, dass die Schützen im Obertoggenburg keine schwerwiegenderen Nachwuchsprobleme haben, «doch müssen auch wir darum kämpfen, in der heutigen Fülle von Freizeitangeboten attraktiv für die Jugend zu sein», so Martin Forrer. Was dieser wiederum gefällt, ist noch ganz ähnlich wie vor über 50 Jahren: Die Gemeinschaft unter den Schützen. Freuen darf man sich im Übrigen auch darüber, dass mit den Jahren auch immer mehr Frauen und Mädchen ihre Leidenschaft für den Schiesssport entdeckt haben. Bis man allerdings auch die erste Veteranin beim Eidgenössischen Feldschiessen begrüssen werden kann, werden wohl noch einige Jahre ins Land gehen.
Das Feldschiessen selbst leistet als Anlass aber sicher einen Beitrag zur Attraktivitätssteigerung des Sports. Dafür scheute man auch wieder keinen Aufwand, denn allein für den Aufbau von Schiessanlage, Festzelt usw. waren mehrere Wochen Arbeit nötig, wie Martin Forrer erklärte. Und diese Arbeit wurde von den jüngsten, gerade mal zehnjährigen Schützen bis hin zu den Veteranen, die diesen überwiegend mentalen Sport bis ins hohe Alter ausüben, mit guter Stimmung honoriert.