Wattwil/Linthgebiet. Jedes Jahr erarbeiten die angehenden Absolventen des Gymnasiums und der Fachmittelschule der Kantonsschule Wattwil eine längere, wissenschaftliche Arbeit. Bei dieser befassen sie sich intensiv mit einem selbstgewählten Thema. Für die Schülerinnen und Schüler ist die Arbeit vor allem eine gute Vorbereitung auf das Universitäre Arbeiten. Auf einige von Ihnen wartet zudem noch ein anderer Lohn für ihre Mühen. Denn die besten Arbeiten werden jeweils speziell ausgezeichnet und dem interessierten Publikum in einer Kurzpräsentation näher gebracht. So auch am Mittwochabend in der Kantonsschule Wattwil.
Umrahmt von Musik konnten die Preisträgerinnen und -träger ihre Arbeiten kurz vorstellen und schliesslich ihre Preise in Empfang nehmen. Von den rund 150 Absolventen in diesem Jahrgang haben sie die Fachexperten am stärksten überzeugt. Den Roman von Daniel Kehlmann zitierend, lud Prof. Johannes Horschik, Prorektor Oberstufe Gymnasium, das Publikum ein, sich bei den Präsentationen ebenfalls von diesen Beiträgen zur „Vermessung der Welt“ überzeugen zu lassen.
Gelungene Fusion?
Unter anderem konnten auch mehrere angehende Absolventen aus dem Linthgebiet mit ihren Arbeiten voll überzeugen. Sina Gmünder setzte sich mit ihrer Heimatstadt, genauer gesagt mit der Fusion von Rapperswil und Jona im Jahr 2007 in elf Hypothesen mit Mitteln der quantitativen und qualitativen empirischen Sozialforschung auseinander und stellte sich die Frage, ob die Erwartungen und Versprechungen erfüllt werden konnten oder die seinerzeit sehr emotional vorgetragenen Befürchtungen eingetreten sind. Dabei konnte sie neben der Erfüllung vieler positiver Hoffnungen auch ermitteln, dass einige zentrale Schwierigkeiten, wie beispielsweise das Verkehrsproblem, noch Kontroversen hervorrufen.
Navigation im Wandel der Zeit
Chiara Ermanni aus Jona untersuchte in ihrer Maturaarbeit „Wo bin ich? Die Navigation im Wandel der Zeit“ die verschiedenen Arten der Ortsbestimmung und deren Genauigkeiten zur Zeit der ersten Navigation bis heute. Von der Sternennavigation, der Nutzung von Winkelmessgeräten, dem Längenproblem im 18. Jahrhundert bis zum Satellitennavigationssystem analysierte sie diese und ging im praktischen Teil der Arbeit noch weiter. Sie erlernte den präzisen Umgang mit diversen Sextanten und verglich die Präzision verschiedener Ortsbestimmungsgeräte.
Von der Magie zur Wissenschaft
Julian Markl aus Jona blickte wiederum weit zurück und untersuchte den Ursprung der Pharmazie und deren Entwicklung in Rom. Dabei beleuchtete er nicht nur verschiedene Kulturen, sondern nahm sich neben medizinischen auch soziologischer und philosophischer Aspekte an. Eine besondere Herausforderung seiner Arbeit bestand aber im schwierigen lateinischen Basismaterial, welches er konsultieren musste. Dabei zeigte er den Wandel von einer magisch-religiösen Sicht auf die Medizin Mesopotamiens und des antiken Ägyptens zum wissenschaftlichen Ansatz der Griechen, die sich bei den Römern fortpflanzte und bis heute erkennbaren Einfluss hat.
„Jugend forscht“-Kandidat
Nicolà Gantenbein aus Eschenbach befasste sich mit der Magnetresonanzspektroskopie und deren physikalische Grundlagen, sowie deren Anwendungsgebiete als wichtigsten Methoden der modernen Strukturaufklärung für chemische Substanzen. Neben der allgemeinen Theorie setzte er sich auch verstärkt mit der Quantenmechanik und der Hochfrequenz-Technologie auseinander und versuchte im praktischen Teil der Arbeit zur Veranschaulichung des Funktionsprinzips ein eigenes Magnetresonanzspektrometer zu erstellen, welches er im Rahmen des Wettbewerbs „Schweizer Jugend forscht“ fertigstellen will.