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Mit dem Schmiedemobil unterwegs

13.08.2013Wenn man von dem Beruf des Hufschmieds spricht, drängt sich oft zunächst ein Bild des Mittelalters auf, in dem ein Schmied mit Lederschürze an einer Zange ein Eisen in das glühende Feuer hält und dann auf dem Amboss bearbeitet. Doch auch heute gibt es sie noch, wenn auch deutlich moderner.

Krinau. So beispielsweise Matthias Wickli aus Krinau. Anfang dieses Jahres hat sich der gelernte Schied und Hufschmied mit seinem eigenen Unternehmen selbstständig gemacht. Erst kürzlich hat er für den Toggenburger Klangweg sieben Klangpilze erstellt, ist immer mal wieder auch an Schmiedekunstausstellungen vertreten, fertigt Sonnenuhren, Zäune und alle erdenklichen Sonderanfertigungen aus Metall. Doch neben diesen Schmiedearbeiten aller Art, Restaurationen und Schmiedekunstwerken gehört auch das Beschlagen der Pferdehufen zu seinem Aufgabenbereich.

Feingefühl mit dem Pferdefuss
«Ich habe zunächst die dreijährige Ausbildung zum Schmied gemacht», blickt er zurück. Pferdefüsse hatte er bei Antritt seiner Lehre noch gar nicht im Sinn, auch wenn er Pferde durchaus schätzt, wie der 40-Jährige berichtet. «Danach dachte ich, dass die einjährige Zusatzausbildung zum Hufschmied noch sinnvoll ist», erläutert er. Seinerzeit war dies noch möglich. Mittlerweile ist die Ausbildung zum Hufschmied eine völlig vom Beruf des Schmieds losgelöste, vierjährige Lehre. Dies sollte sich als treffend herausstellen, ist doch auch seine Frau eine Pferdeliebhaberin und die Familie besitzt zwei eigene Pferde, einen Island-Wallach und eine Spanier-Stute. Direkt bei seinem neugebauten Werkstattgebäude befindet sich auch der Stall mit Auslauf und Reitplatz für die Tiere.

Speziell das Beschlagen der Hufe eines Pferdes verlangt dem Schmied einiges Feingefühl ab. So erlernt dieser neben dem eigentlichen Entfernen der alten Hufeisen, den Ausschneiden des Horns und dem Anpassen und Aufbringen der neuen Hufeisen auch den Umgang mit den Pferden. Hierfür ist vor allem auch die Erfahrung wichtig, welche Matthias Wickli bei seinen früheren Arbeitgebern sammeln konnte. «Von 1994 bis 1999 arbeitete ich in Buchs bei Ruedi Blumer und hatte dort eigentlich nur Pferde beschlagen. von 2001 bis 2012 arbeitete ich bei Christian Herter in Wald, wo die Hufschmiedearbeiten noch etwas mehr als 50 Prozent ausmachten, aber wo ich auch andere Arbeiten anfertigte», berichtet er. «Das ist jetzt noch wesentlich weniger, da ich mit der eigenen Firma ja noch in der Startphase stecke», erläutert er. Doch einen kleinen Kundenstamm hat er sich auch hier schon aufbauen können.

Individuelle Anpassung
Rund alle acht bis zwölf Wochen muss ein Pferd neue Hufeisen erhalten. Zum einen laufen sich je nach Nutzintensität die alten Eisen ab, zum anderen wächst der Horn an der Pferdehufe gleich dem menschlichen Nagel stetig weiter und muss wieder abgetragen werden. Das so genannte Ausschneiden und korrekte Anpassen der Eisen ist ein sensibler Bereich, mit dem aber auch dazu beigetragen werden kann, kleinere Fehlstellungen zu korrigieren, erklärt Matthias Wickli. Dafür gibt es sogar spezielle therapeutisch geformte Hufeisen aus diversen Materialien. Doch muss jedes Eisen an jede Hufe individuell angepasst werden.

«Wenn ein Eisen schlecht angepasst ist, kann es sogar Schmerzen beim Tier verursachen», erläutert er. Nicht nur die Nägel müssen so eingeschlagen sein, dass sie den Huf nicht verletzen und nicht auf die Huflederhaut des Pferdes drücken. Auch das Eisen selbst muss wie ein guter Schuh passen, ohne zu drücken. Deshalb ist es wichtig, hier sehr genau zu arbeiten. Deshalb beobachtet ein Hufschmied bei einem ihm noch unbekannten Tier zunächst den Gang, hält Absprache mit dem Reiter und allenfalls auch mit dem Tierarzt. Für den 40-Jährigen Familienvater ist dies immer eine willkommene Abwechslung, denn der zweifache Familienvater schätzt den Kundenkontakt und auch die Arbeit mit den Tieren.

Bei einem Pferd ohne Hufschwierigkeiten dauert es rund eine bis eineinhalb Stunden, bis alle vier Hufe neu beschlagen sind. Matthias Wickli fährt dazu mit seinem Schmiede-Mobil zu den jeweiligen Pferden. In seinem Auto hat er nicht nur einen kleinen Ofen, in dem er die vorgefertigten, neuen Eisen erhitzen kann, sondern auch einen ausklappbaren Amboss, auf dem diese dann geformt werden.

Von der Hipposandale zum Eisen
Die Hufeisen selbst sind bereits eine alte Erfindung. Schon die alten Römer verwendeten so genannte Hippo-Sandalen, vergleichbar mit den heutigen Hufschuhen, welche als Alternative zum Hufeisen bei Freizeitpferden zum Einsatz kommen können. «Hier hat sich in der Entwicklung vieles getan», erklärt Matthias Wickli. Doch sind Hufschuhe aufwendiger für den Pferdebesitzer, da diese immer wieder neu angelegt werden müssen. Zudem bergen sie die Gefahr, dass sie beim Ausritt verrutschen und dann ebenfalls zu Schmerzen beim Tier führen können. Aus diesen Gründen setzten sich in den vergangenen Jahrhunderten, als Pferde noch intensiv als Arbeits- und Reittiere genutzt wurden, die Hufeisen durch – auch wenn diese schwieriger anzubringen sind. Die klassischen Hufeisen sind hier die praktische und dauerhaftere Variante, wenn ein Tier nicht barhufig bleiben soll.

Seine fahrbare Werkstatt, wie auch einen Einblick in viele interessante Informationen zu den Schmied- und Hufschmied-Arbeiten wird man auch am 19. Oktober erhalten können. Dann lädt Matthias Wickli zum Tag der offenen Tür in seine neue Werkstatt in Krinau.