Rapperswil-Jona. – „EU or not to EU“ – das ist hier die Frage! Und dieser nimmt sich der italienisch-schweizerischer Schauspieler und Komiker, Massimo Rocchi, in seinem aktuellen Bühnenprogramm bestens an. Erzählte er in seinem letzten Programm „rocCHipedia“ noch seine Version der Schweizer Geschichte, schaut er sich nun die Nachbarn in Europa genauer an. Der Wahlschweizer mit Euro-Wurzeln erklärt die Landmasse rund um die Schweiz und stellt sie in helvetische Zusammenhänge – denn auch die Schweizerinnen und Schweizer kamen dabei nicht zu kurz.
Charmanter Wortwitz
Der mit praktisch allen bedeutenden Kabarett-, Humor- und Kleinkunstpreisen ausgezeichnete Träger der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg sorgte ohne viel Schnickschnack für einen Lacher nach dem anderen. Dabei begeisterte der Mann, der ja keine Namen nennen will und bei dem doch jederzeit klar ist, wovon und von wem er spricht, trotzdem durch Mimik und Körpereinsatz. Doch waren dies nur Accessoires zum gesprochenen Wort, denn darin lagen die feinen Spitzen und Gags, die Wortspielereien und Denkanstösse. Er meisterte dabei wieder das Kunststück, dass sich jeder einzelne dabei an der einen oder anderen Stelle an die eigene Nase fassen und dabei doch lachend zugeben musste: „Da hat er Recht!“. Ein absolutes unabdingbares Merkmal guter Komik und des Kabaretts.
Ganz in diesem Sinne bekamen Schweiz und EU auch nach einem schnarchenden Start, der schnell Fahrt aufnehmen sollte, gleichermassen ihr Fett weg. Denn als Mann eines gewissen Alters bekommen ihm nach 20.00 Uhr weder Tiramisu, noch die aktuellen Nachrichten besonders gut. Beide können schon einmal für eine unruhige Nacht sorgen und liegen schwer im Magen. Trotzdem ist nur schwerlich darauf zu verzichten. Das Publikum im voll besetzten Kreuzsaal in Rapperswil-Jona jedenfalls war sicher erfreut darüber, dass Rocchi an diesem Abend wieder weder dem einen, noch dem anderen entsagt hatte und deshalb in Plauderlaune aus dem Schlaf schreckte, um über die Menschen, die Schweiz und Europa zu sinnieren.
Von der Politik und dem Leben
Dabei bewegte sich Rocchi bei weitem nicht nur in der politischen Lebenswirklichkeit, sondern analysierte herrlich komisch das Verhalten der Menschen, kam vom Hölzchen aufs Stöckchen und beackerte ebenso die verschiedenen Sichtweisen auf „das Schreckgespenst Migration“ bis zu Facebook. Das soziale Netzwerk übrigens ist nichts für Leute, die sich nicht entscheiden können zwischen „gefällt mir“ und „gefällt mir nicht“, wie er feststellen musste. Wie dies zum unsichereren Verhalten der Schweizer bei einer Tramfahrt passt, konnte auch Rocchi mit seiner scharfen Beobachtungsgabe nicht beantworten. Ganz klar aber wusste er hingegen, woran man einen Schweizer und einen Europäer erkennt, und dass die Hunde zwar nur spielen wollen, er aber nicht. „Dabei wollen so viele in die EU. Die Ukraine gibt Gas – Putin eher nicht“, kommentiert Rocchi und kehrt bei seinem Blick über den Schweizer Tellerrand immer wieder ins Inland zurück, war sich aber sicher: „Egal ob in der EU oder nicht, zahlen müssen wir sowieso.“
Was den Abend aber vor allem so amüsant machte, war nicht zuletzt Rocchis Talent eines erstklassigen Beobachters, der seine Erkenntnisse auch vortrefflich in Worte zu fassen und die verschiedenen Nationen zu karikieren wusste.