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Klar Position zum blauen Dunst beziehen

Im Anschluss an den Informationsanlass «Meine Haltung zählt!» in der Aula des Schulhauses Haslen in Uznach ging man nach einem diskussionsreichen Mittwochabend mit einer Vielzahl Informationen und zugleich bestens unterhalten wieder nachhause.

Uznach. – «Leider wird die Vorbildfunktion von Eltern nicht immer richtig wahrgenommen», brachte es gleich zum Einstieg Walter Keller, Leiter des Regionalen Beratungszentrums Uznach auf den Punkt. Genau hier setzte man bei der Informationsveranstaltung am Mittwochabend an. Denn um diese Funktion in der Erziehung ausfüllen zu können, braucht es Wissen und Handlungsstrategien. Beides wurde durch ein Referat und ein interaktives Theater geliefert.

Im Gepäck hatten die Fachleute zunächst zahlreiche Informationen, die schnell zu Fragen und Diskussionen bei den interessierten Eltern sorgten. Zwar weiss man allgemein, dass das Nervengift Nikotin für die Abhängigkeit verantwortlich ist, doch dass insgesamt rund 4800 Substanzen im chemischen Cocktail einer Zigarette enthalten sind, wagt kaum jemand zu tippen. Knapp 250 davon sind giftig und oder krebserregend und wirken speziell bei Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase besonders stark und entsprechend negativ. Auch nicht, dass in der Schweiz jährlich rund 25-mal mehr Personen an den Folgen des Tabakkonsums sterben, als im Strassenverkehr.

Neue elektronische Varianten
Die positive Nachricht war, dass die meisten Schweizer Jugendlichen nicht rauchen. Dennoch liegt das Einstiegsalter derjenigen, die zum Glimmstängel greifen und nicht nur ausprobieren, sondern dabei bleiben, bei unter 18 Jahren. Davon profitiert nicht nur die Tabakindustrie. Mit 4.9 Mrd. Steuerfranken jährlich füllen die Raucher auch die Staatskasse.

Es sind aber lange nicht mehr nur die klassischen Zigaretten, die speziell bei der Jugend eine neuartige Form des Einstiegs darstellen können. Neben den aromatisierten und alles andere als weniger schädlichen Shishas und dem vermehrt auch in der Sportlerszene beliebten «Snus», einemTabakbeutelchen, der unter die Oberlippe geklemmt wird, sind seit 2005 auch E-Zigaretten nicht mehr nur in Apotheken erhältlich. Wie auch E-Shishas, die in bunten Farben und moderner Optik daherkommen, sind sie nicht nur sehr interessant für Kinder und Jugendliche, sondern auch ohne Altersbegrenzung zu erwerben. «Dies liegt daran, dass sie unter das Lebensmittelgesetz fallen», erklärte Santos Belsué, Leiter des Tabakpräventionsprogramms an Schulen vom kantonalen Zentrum Prävention und Gesundheitsförderung (ZEPRA). «Über die Folgeschäden des Konsums weiss man aber noch sehr wenig.»

Vorbilder mit Vertrauensbasis
Wie Studien zeigen, wirkt insbesondere das Umfeld stark auf das Verhalten ein. «Kinder von rauchenden Eltern oder Geschwistern rauchen drei Mal häufiger, denn sie lernen durch beobachten und nachahmen.» Umso wichtiger ist es, Kindern das Wissen, aber auch das Selbstbewusstsein zu vermitteln, für sich selbst entscheiden zu können.

Wie entscheidend die Vorbildfunktion der Eltern und Bezugspersonen ist, und dass diese weit über das Thema Tabakkonsum hinaus geht, machte dann auch das Improvisationstheater «theaterstatt» aus St. Gallen schnell deutlich. Dabei wurden nicht nur Gruppenzwang, die Kommunikationsstrukturen in Familien oder die Bedeutung der Geradlinigkeit der Eltern thematisiert. Vor allem wurde das Publikum äusserst amüsant und auch auf kritische Weise aus der Reserve gelockt und praktisch sofort zur Diskussion und Interaktion angeregt. Am Ende blieb die Erkenntnis, die Belsué bereits einleitend formulierte: «Es gibt kein Richtig oder Falsch, man muss immer individuell reagieren.» Was aber in keinem Fall verkehrt sei, ist eine offene, zur Kommunikation einladende Haltung, die auf Vertrauen basiert. Denn was Kinder vor allem lernen sollten, ist das Treffen von eigenen Entscheidungen.