Wattwil. Bereits zum vierten Mal wird am Pfingstwochenende der Brägger Platz in Wattwil zum kleinen türkischen Jahrmarkt. Dann findet wieder die «Kermes» statt, was auf Türkisch nichts anderes bedeutet als Jahrmarkt. «Wir haben bereits vorher schon häufiger vor der Moschee an der Rickenstrasse eine Kermes veranstaltet, sind nun aber froh, dass wir seit vier Jahren auf dem Brägger Platz sein können. Hier wird deutlicher, dass es kein internes Fest des islamischen Kulturzentrums ist, sondern ganz im Gegenteil ein Fest für alle», fasst Cahit Özdemir, Präsident des islamischen Kulturzentrums in Wattwil, zusammen. Denn das wichtigste Ziel der Kermes ist der Austausch und die Öffnung nach aussen, erklärt er.
Wissen schafft ein Miteinander
Cahit Özdemir ist bei der vom Kanton koordinierten «Interreligiösen Dialog- und Aktionswoche» (IDA) aktiv und nimmt in diesem Zusammenhang regelmässig an interreligiösen Treffen Teil, deren Wert er hoch einstuft. «Die Treffen tun sehr gut und sind wirklich wertvoll», resümiert er. Darüber hinaus ist es ihm ein grosses Anliegen, mit Missverständnissen aufzuräumen und das gegenseitige Verständnis zu fördern.
«Die Meinung der Menschen über den Islam ist derzeit sehr schlecht. Wenn man die Berichterstattung in den Medien verfolgt, muss man sich nicht wundern, dass viele Angst und falsche Vorstellungen haben. Dabei handelt es sich um einen friedlichen Glauben, der nichts damit zu tun hat, wie derzeit zum Teil Religion mit Politik vermischt werden und welche Taten in dessen Namen passieren», betont Cahit Özdemir. Den daraus erwachsenden Missverständnissen und Ängsten kann man am besten mit Wissen über das jeweilige Gegenüber begegnen, ist er überzeugt. Neben dem Festbetrieb auf dem Brägger Platz wird deshalb auch zum Festwochenende am Samstag und Sonntag, jeweils um 14.00 Uhr eine Führung durch die Moschee angeboten, bei der alle Interessierten vom Imam erfahren, wie das muslimische Gemeindeleben verläuft. Bei der Kermes selbst freut man sich am Samstag von 8.00 Uhr bis 22.00 Uhr und am Sonntag von 9.00 Uhr bis 21.00 Uhr auf Besucherinnen und Besucher.
Geselligkeit bei gutem Essen
Allem voran soll die Kermes also auch dieses Jahr wieder ein Fest der Geselligkeit und des Zusammenseins werden. Ganz in der Jahrmarktstradition dürfen dabei natürlich auch die kulinarischen Köstlichkeiten nicht fehlen. Die Frauen aus dem islamischen Kulturzentrum werden dafür zwei Tage zuvor viel zu tun haben und feinste türkische Spezialitäten vorbereiten. So wird man unter anderem Lahmacun, die auch als türkische Pizza bekannte und mit pikantem Hackfleisch-Ragout belegten Fladenbrote geniessen können, sowie die ebenfalls würzigen Fleischbällchen «Köfte» oder die beliebten, mit Käse oder Spinat gefüllten Strudeltaschen «Börek». Direkt an der Kermes zubereitet werden auch frische «Gözleme». Die dünnen, gefüllten Fladenbrote sind eine weitere Spezialität der anatolischen Küche. Für alle, die es süss mögen, wird es auch frisch zubereitete «Baklava» geben, die zum türkischen Tee oder Kaffee genossen werden können.
Während die traditionellen türkischen Speisen einen Schwerpunkt bilden und bei den Festgästen immer sehr beliebt sind, wird es auch wieder einen kleinen Marktstand geben, an dem die Frauen Haushaltsartikel, Handarbeiten und Waren aus der Türkei verkaufen. Insgesamt werden mehr als 20 Helferinnen und Helfer für die Kermes im Einsatz sein. «Der Marktstand und das Fest selbst sind damit auch ein Zustupf für die Vereinskasse, über den wir uns natürlich sehr freuen, vor allem, da die Moschee ein altes Gebäude ist, an dem immer wieder viele Arbeiten anfallen», erklärt Cahit Özdemir. «Das ist aber nur ein schöner Nebeneffekt, denn das wichtigste Ziel ist das Zusammentreffen und der Austausch in friedlicher Stimmung, also die Förderung der Integration.»