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„Ich habe ein bewegtes, aber schönes Leben gehabt“

Martha Fäh ist fest in Benken verwurzelt. Die heute 90-Jährige hat praktisch ihr ganzes Leben in der Gemeinde verbracht und deren Veränderungen mitverfolgt. Hier fühlt sie sich so wohl, dass sie den Ort auch im Alter nicht verlassen will.

Benken. – Am 28. September 1924 in Rapperswil geboren, verbrachte Martha Fäh bereits als junges Mädchen viel Zeit in Benken. Insbesondere in den Ferien besuchte sie hier die grosse Familie ihres Vaters Beat Jud. Vor allem bei Geschäft ihrer selbst kinderlosen Tante und des Onkels im Dorf mithelfen zu dürfen, machte ihr schon als Kind grossen Spass, wie sie erzählt. Hier verkaufte die Familie alles vom Hosenknopf bis zum Stoff. „Wir wurden immer der „kleine Jelmoli“ genannt. Mein Onkel war zudem noch einen Herren-Coiffeur im gleichen Laden. Und wenn andere Kinder in den Laden kamen, durfte ich ihnen Steingriffel oder Milchgriffel verkaufen. Das fand ich toll.“

Die Liebe zu und in Benken
Als ihr Vater starb, war Martha Fäh gerade einmal elf Jahre alt. Die Mutter musste nun für sie und ihren jüngeren Bruder alleine sorgen, was in der damaligen Zeit nicht einfach war. Doch dann bot sich die Möglichkeit, dass das junge Mädchen nach Benken zu ihrer Tante und dem Onkel ziehen, dort ab der sechsten Klasse zur Schule gehen und im Geschäft mithelfen konnte. Da sie sich in Benken immer wohl fühlte und ihre Pflegeeltern sie wie ein eigenes Kind behandelten, war dies alles andere als eine schlechte Fügung für sie.

Zum Kriegsausbruch 1939 war sie 15 Jahre alt. „Im ganzen Dorf war das Militär und deshalb gab es auch bei uns im Laden viel zu tun“, erinnert sie sich. „Eigentlich sollte ich auf eine Haushaltsschule gehen, aber weil es so viel Arbeit gab, durfte ich im Laden bleiben und dort helfen.“ Dies war durchaus auch harte Arbeit, da sie jeden Tag neben der Schule mit einem Leiterwagen die Pakete mit den Waren für das Geschäft vom Bahnhof abholen musste, doch habe sie das immer gern gemacht. So sollte sie später auch das Geschäft von ihrer Tante und dem Onkel übernehmen und dieses bis zu ihrer eigenen Pensionierung weiter führen.

„Dann habe ich einen flotten jungen Mann kennengelernt, den ich später, mit 25, geheiratet habe“, erzählt sie. Der Bankangestellte Franz Fäh (seinerzeit auch als Hasler Franz bekannt) hatte die junge Frau kennengelernt, als sie bei einer Veranstaltung als Servierkraft aushalf und konnte schliesslich ihr Herz erobern. Gemeinsam bauten sie sich Schritt für Schritt ein Leben auf und schafften es, sich durch Sparsamkeit ein Haus zu bauen. „Wir haben eine sehr glückliche und zufriedene Ehe gehabt“, kann sie berichten. Aus dieser gingen eine Tochter und ein Sohn hervor, die Fäh mit insgesamt vier Grosskindern erfreuten. Unter ihnen auch eine der berühmtesten Töchter der Gemeinde, Linda Fäh. „Ich habe eine tolle Familie, die mich oft besucht und vier Enkelkinder, auf die ich alle sehr stolz bin“, darf die Grossmutter erzählen.

Eine aufblühende Ortschaft
Da sie auch das Dorfleben immer aktiv mitverfolgte, konnte sie über die Jahrzehnte auch die Veränderungen in Benken selbst mitbeobachten. Am eindrücklichsten verändert hat sich dabei ihrer Ansicht nach, wie stark Benken gewachsen ist. „Wir hatten einen grossen Zuwachs an Leuten. Wenn man sich alte Bilder anschaut, waren am Oberen Buchberg beispielsweise nur einzelne Bauernhöfe. Nun blicke ich von hier aus auf eine ganze Siedlung“, beschreibt sie. Auch wirtschaftlich hat sich vieles verändert, doch schätzt sie es, dass es in Benken nach wie vor  Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, ein reges Dorfleben und Arbeitsplätze gibt. „Benken ist mit den Jahrzehnten immer weiter aufgeblüht“, kann sie resümieren.

Nachdem ihr Mann vor acht Jahren im Alter von 93 Jahren verstarb, lebte sie noch längere Zeit allein, bis sie sich nach einigen gesundheitlichen Rückschlägen entschied, in das Alters- und Pflegeheim „Tschächli“ zu ziehen. „Ich wollte keinem der Kinder zur Last fallen und in Benken bleiben. Hier fühle ich mich sehr wohl und das Leben im Altersheim gefällt mir. Für mich ist das, als wenn ich jeden Tag Ferien habe. Ich muss nichts mehr tun und kann machen, was ich will. Ich geniesse den Garten, die schöne Aussicht und das gute Essen. Tatsächlich hat mir der Umzug so gut getan, dass ich manchmal das Gefühl habe, noch mal ein neues Leben geschenkt bekommen zu haben.“

Nicht zuletzt hat sie im Altersheim auch viele langjährige Freunde wiedergesehen, die sie aus ihrer Zeit als Mitglied in der Damenriege, in der sie 50 Jahre turnte, und dem Laden im Dorf kannte. Mit ihnen holt sie gerne die Jasskarten hervor, wenn die Häkelnadel einmal ruht. Kurzum, Martha Fäh ist zufrieden und kann deshalb auch sagen: „Ich habe ein bewegtes, aber schönes Leben gehabt. Ich würde allen Menschen wünschen, dass sie es so schön hätten, wie ich.“