Skip to main content
Anzeige

Hilfe nicht nur zur Weihnachtszeit

In der Adventszeit gehören sie fest zum Strassenbild: Die Heilsarmee. Dann sammeln die Mitglieder Spenden für Bedürftige aus der Region. Doch nicht nur wenn Weihnachten näher rückt ist die Freikirche präsent und engagiert sich für das Gemeinwohl.

Wattwil. Am Freitag, 20. und Samstag, 21. Dezember werden rund 20 Mitglieder der Heilsarmee wieder an drei Standorten in Wattwil Spenden sammeln und Singen. Die traditionelle „Topfkollekte“ findet jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit statt. Die eingenommenen Gelder werden jeweils innerhalb der Region eingesetzt, wie Sandra Josi, die gemeinsam mit ihrem Mann Andreas die Heilsarmee Wattwil leitet, erklärt. „Der Hilfsfonds wird an Personen und Familien in Not verteilt“, lässt sie wissen. Dabei folgt man dem Grundgedanken, dass die Hilfe der Heilsarmee grundsätzlich niederschwellig, einfach und für wichtige Grundbedürfnisse erfolgt. Denn auch in einem so reichen Land wie der Schweiz gibt es Menschen, die nicht genug Geld für eine warme Mahlzeit oder ein paar neue Schuhe haben, kann Sandra Josi berichten. „Speziell die Gruppe der „Working-Poor“, liegt uns sehr am Herzen“, so die vierfache Mutter.

Unkomplizierte Hilfe
Deshalb verteilt die Heilsarmee auch nicht nur die Spenden zu Weihnachten, sondern engagiert sich das gesamte Jahr über getreu der christichen Werte. Unter anderem werden in Wattwil jeweils donnerstags die Türen zum Tischlein-Deck-Dich geöffnet. Zudem bietet die Freikirche an ihrem Standort in der Unterdorfstrasse zwei Notschlafplätze an. „Unter anderem erfahren wir hier auch, wo der Schuh drückt und wer Hilfe braucht“, erklärt Sandra Josi. Die Heilsarmee pflegt zudem auch eine enge Zusammenarbeit mit den Ämtern, leistet Hilfestellung bei Abklärungen, Anträgen und Gesuchen und kann durch ihr Beziehungsnetzt und Wissen unterstützen. „Wenn wir jemanden Geld zukommen lassen, weil ihm sonst der Strom abgeschaltet wird, ist dies natürlich nur ein Tropfen auf dem heissen Stein und eine erste Nothilfe“, weiss Sandra Josi. „Aber wir sind immer bestrebt, auch nachhaltige Unterstützung dabei zu leisten, alles wieder in Gang zu bringen.“

Als Anlaufstelle für in Not geratene Personen tut sich die Heilsarmee vor allem dadurch hervor, dass sie ihre Hilfe hindernisarm anbietet. Dabei handelt man nach dem Leitbild der gemeinnützigen Bewegung, die Hilfe ungeachtet von Alter, Geschlecht, sowie der kulturellen und sozialen Herkunft zu leisten. Gradmesser ist allein die Bedürftigkeit – sei es in finanzieller, moralischer oder geistlicher Hinsicht. Gerade in einer Region wie dem Toggenburg, in der man sich kennt, bestehen oft Hemmungen, die Hilfe des Sozialamtes oder anderer Einrichtungen in Anspruch zu nehmen, gibt Sandra Josi zu bedenken. „Da ist es manchmal nicht schlecht, dass die Sozialberatungsstelle der Heilsarmee in St. Gallen stationiert ist, wo es etwas anonymer ist.“ Dass die Gemeinde Wattwil aber aus dem Leistungsvertrag mit den Sozialen-Fachstellen Toggenburg ausgetreten ist, bedauert sie sehr. Gleichzeitig kann sie berichten, dass die seit einem Jahr in die Räumlichkeiten der Heilsarmee verlagerte Spritzenabgabe an Drogensüchtige gut funktioniert und akzeptiert wird.

Reges Gemeindeleben
Das Gebiet, welches die Heilsarmee Wattwil abdeckt, erstreckt sich über das gesamte Toggenburg und darüber hinaus. „Unsere Region reicht von Wil bis ins Glarnerland“, erklärt Sandra Josi. Neben den sonntäglichen Gottesdiensten und einem regen Gemeindeleben, sowie den Hilfsangeboten engagiert man sich stark in der Jugendarbeit. Dazu gehört auch, dass der Jugendraum der Heilsarmee jeden Freitagabend zum Zusammensein und gemeinsamen Spielen an der Tischtennisplatte oder dem Töggelikasten einlädt. Das Angebot wird sehr gut genutzt. Nicht weniger als durchschnittlich 25 bis 30 Jugendliche besuchen jeweils den Treffpunkt mit dem klingenden Namen „One Way“.

Für die Sammelaktion kurz vor Weihnachten hofft man wiederum nicht nur auf zahlreiche Spenden, sondern auch auf viele Kontakte. Denn generell sind die Menschen durchaus sehr interessiert, wie Sandra Josi erzählt. Spannend ist aus Sicht der Heilsarmee in diesem Jahr, wie viel die Menschen spenden werden, da viele schon grössere Summen für die Taifun-Opfer auf den Philippinen erübrigt haben. Sicher ist aber, dass die Heilsarmee Wattwil nach über 100 Jahren ihres Bestehens speziell in der Vorweihnachtszeit einfach nicht fehlen darf.

 

„Der Glaube ist eine Stütze“

Ich bin mit 16 Jahren zur Heilsarmee gekommen und habe hier meine Berufung gefunden. Und auch wenn es nicht immer einfach ist, möchte ich nichts anderes machen. Das Interesse an den Menschen und ihren Geschichten, aber auch dass ich weitergeben kann, was Gott in meinem Leben bewirkt hat, sind meine Grundmotivationen. Mir liegt am Herzen, den Menschen zu helfen, ihren eigenen Wert zu erkennen. Dabei ist Jesus für mich das Fundament. Es wäre zwar illusorisch zu meinen, dass mit Jesus gleich jedes Problem gelöst ist, aber der Glaube ist eine Stütze und Hilfe – auch bei Veränderungen. Die Voraussetzung dafür ist nur, dass der Mensch es will.                                       Sandra Josi, Leiterin der Heilsarmee Wattwil