Skip to main content
Anzeige

Herausforderungen für den Detaillhandel

Am Mittwoch sorgte der Vortrag „Einkaufen in Rapperswil – Detailhandel im Wandel der letzten 40 Jahre“ von Dr. Peter Röllin mit anschliessender Podiumsdiskussion im Stadtmuseum Rapperswil-Jona für grossen Publikumsandrang.

Rapperswil-Jona. -  Die Sitzgelegenheiten im Stadtmuseum Rapperswil-Jona waren am Mittwochabend allesamt belegt. Das grosse Interesse wurde ausgelöst vom Kultur- und Kunstwissenschaftlicher Dr. Peter Röllin, der mit seinem Vortrag „Einkaufen in Rapperswil  – Detailhandel im Wandel der letzten 40 Jahre“ und einer anschliessenden Diskussionsrunde mit Gusti Keller, CEO der Keller Ullmann AG, Felix Elsener vom Haushaltswarengeschäft Elsener Messerschmied und Zita Kunz, die aus Sicht der Kundin berichtete, das Publikum anlockte. Klar, dass neben den allgemein Interessierten auch zahlreiche Detaillisten aus der Rosenstadt unter den Zuhörern anzutreffen waren.

Veränderungen im Einkaufsverhalten
Wie überall hat sich das Einkaufen auch in Rapperswil in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Eine zunehmende Mobilität, Einkaufsmöglichkeiten ausserhalb des Stadtkerns auf der grünen Wiese, Margendruck und Konkurrenz durch neue Einkaufsformen setzten die Detaillisten unter Druck und sorgten gleichsam für Herausforderungen und Chancen. Umrahmt von der aktuellen Wechselausstellung im Stadtmuseum Rapperswil-Jona „Chälli - legendär: Das Warenhaus Keller-Ullmann im Modell“ wurde dieser Wandel speziell unter die Lupe genommen.

Mit einem Blick in die weiter entfernte Historie erläuterte Röllin dabei zunächst, wie sich die Marktstrukturen im Mittelalter entwickelten. Einst von der Marktgasse ausgehend, brachte der Zweite Zürichkrieg Rapperswil das Privileg, dass eineinhalb Meilen ausserhalb der Stadtmauer  kein weiterer Markt abgehalten werden durfte. Dies stärkte Rapperswil als Marktflecken und das Gewerbe drängte zunehmend in den Aussenbereich des Stadtkerns. Sowohl in der weiter zurückliegenden Geschichte, als auch in den schwerpunktmässig betrachteten vergangenen 40 Jahren war der Platzmangel dafür eine treibende Kraft. Denn mit dem Verlust der Aufgaben der Stadtmauer siedelte sich das Gewerbe zunehmend ausserhalb an und die Lokalitäten wurden grösser, erläuterte Röllin.

Dies konnte auch Elsener bestätigen. Das seit 250 Jahren bestehende und damit älteste Detailhandelsgeschäft der Schweiz konnte sich vor allem deshalb in der Altstadt von Rapperswil halten, weil es ihm möglich war, dort die Geschäftsräume immer wieder zu erweitern. Denn einig war man sich, dass nur ein Wachstum die Möglichkeit zum Überleben bot. „Zudem hat sich nicht nur das Umfeld verändert, sondern auch die Einkaufsgewohnheiten“, blickte er auf einen stetig zunehmenden Verlust der persönlichen Freundlichkeit im Handel bei gleichzeitigem Anstieg der Ansprüche der Kundschaft.

Warenhäuser sorgen für Druck
Mit dem Wachsen der Geschäftsgrössen kam es zur Ansiedlung der ersten Warenhäuser in Rapperswil-Jona. Hier hat nicht zuletzt das Warenhaus Keller-Ullmann Geschichte geschrieben. Das ursprüngliche Gebäude befand sich von 1911 bis 1987 dort, wo heute das Kaufhaus Manor steht. Ein Einwohner-Boom in der Nachkriegszeit, zu dessen Zeugen nicht zuletzt das City-Haus zählt, sowie die steigende Mobilität der Konsumenten sorgten im weiteren Verlauf für Veränderungen: Zum Warenhaus Keller-Ullmann kamen in den 70er-Jahren weitere Einkaufszentren hinzu. Sie siedelten sich fern oder am Rande der Siedlungskerne an und markieren eine „magische Schwelle“, wie Röllin erklärte.

Die Eröffnung des Seedamm-Center 1974, sowie des Sonnenhofes 1978 sorgten dabei sowohl bei den Anwohnern, als auch bei den ansässigen Detaillisten nicht nur für Freude. Befürchtet wurde unter anderem das „Ausbluten“ der Innenstadt. Und in der Tat: Traditionelle Geschäfte verschwanden aus der Altstadt. Ein Punkt, der auch bei Kunz zunächst zum Verlust des Einkaufserlebnisses mit persönlichem Kontakt führte.

Chancen genutzt
Umgekehrt gewann die verkehrsberuhigte Altstadt seit der Umsetzung der Petition „Altstadt West“ im Jahr 1985 als Wohnraum und als Touristenattraktion an Bedeutung. Der Druck durch das Seedamm-Center bewirkte gemäss Keller einen weiteren positiven Nebeneffekt: „Man hat sich in Rapperswil zusammengetan und ist zu einem Einkaufsziel zusammengewachsen.“ Im Resümee konnte der Detailhandel in der Rosenstadt aber seine Nischen nutzen und wie Röllin festhielt: „haben wir zwar ein Schlafcenter, aber unsere Stadt ist kein Schlafcenter.“