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Geschichten aus dem Leben eines Clowns

In seinem aktuellen Programm „Komische Knochen“ schildert Pic in einer szenischen Lesung Erfahrungen, Erlebnisse und Geschichten aus dem Leben eines Clowns. Am Samstag machte der Pierrot in der Kellerbühne der Villa Grünfels halt.

Rapperswil-Jona. – Er ist bekannt durch seine aufs Wesentliche reduzierten Gesten, eine ruhige und sinnierende Art und natürlich seine Seifenblasen. Sie sind zu seinem Markenzeichen geworden und mit ihnen weiss er wie kaum ein anderer zu verzaubern. Und sie waren es auch nicht zuletzt, die dem Clown Pic, alias Richard Hirzel zu seinem Ruhm verhalfen, der auch ausserhalb des Zirkuszeltes eine grosse Anziehungskraft ausübt. Da wundert es nicht, dass die Kellerbühne am Samstagabend bis auf wenige Plätze ausverkauft war.

Hier galt es, nicht nur auf die Seifenblasen zu warten. Denn dieses Mal erzählte Pic aus seinem Leben und von seinen Beobachtungen. Denn bei seinen Tourneen mit dem Circus Roncalli erlangte er nicht nur hohe Bekanntheit und verhalf im Gegenzug dem Circus Roncalli selbst wieder zu neuen Erfolgen – er erlebte auch viel Erzählenswertes. Doch auch mit dem Circus Knie zog Pic durch die Lande und sorgte hier für unvergessene Zirkusmomente. Am Samstag aber ging es vor allem um die Momente, die er selber nicht vergessen konnte oder wollte.

Ein nachdenklicher Clown
Seit 1968 ist der mehrfach mit Kulturpreisen ausgezeichnete Pierrot mit seinen nachdenklich-pantomimischen Darstellungen und nahezu philosophischen Clown-Nummern und Grotesken unterwegs und tourte damit durch die Kleintheater des Landes. Aber auch im Ausland ist er ein gern gesehener Gast.

Pic kommt in seiner Clownerie, wie auch als Erzähler gänzlich ohne Klamauk und Effekthascherei  aus. Gerade das macht den St. Galler so besonders. In der Lesung auf der Kellerbühne der Villa Grünfels richtete er das Augenmerk aber einmal auf sein Schaffen neben der Bühne, also auf seine Geschichten und Beobachtungen.

In seinem aktuellen Programm „Komische Knochen“ schildert Pic Erfahrungen, Erlebnisse und Geschichten aus dem Leben eines Clowns: Witzig, melancholisch, menschenfreundlich – und rührt und regt dabei den Zuschauer an, stimmt ihn mal heiter, mal nachdenklich. Denn so poetisch Pic als Clown ist, so ruhig und nachdenklich schilderte er auch seine Alltagsbeobachtungen. Dies bedeutet aber nicht, dass nicht gelacht werden konnte. Denn gerade die Absurditäten des Alltags bieten den besten Humor, wie Pic eindrücklich zu schildern verstand.

Nuancierter Humor
So erfuhr man von der Qualität und nicht immer wünschenswerten Schnelligkeit von Sekundenkleber, von missglückten Wurzelbehandlungen, dem Kioskfrauensyndrom und Schokoschaumhügeln. Auch Kindheitserinnerungen und Heimweh wurden hier zum Thema. Zudem trat Pic den Beweis an, dass ein Sopranino-Saxophon für den öffentlichen Vortrag gänzlich ungeeignet ist.

Mit diversen Masken, denen er dezent Leben einzuhauchen vermochte, rückte Pic die Wandelbarkeit des Menschen in das Zentrum und bot teils skurrile Interpretations- und Identifikationsmöglichkeiten. Dabei spiegelt sich seine eigene Beobachtungsgabe wider. Witzig, melancholisch, menschenfreundlich – so präsentierte sich Pic am Samstagabend in der Villa Grünfels. Er vermochte mit seinen Erzählungen zu rühren und zu amüsieren und regte dabei die Zuschauer nicht nur zum Nachdenken, sondern sogar zum Mitsingen und freien Reimen beim Berufe-Raten an. Die Seifenblasen fehlten schliesslich auch nicht. In diesem Falle allerdings die kleinsten Seifenblasen der Welt, damit das Publikum einmal zu recht sagen kann: „Früher sind sie aber grösser gewesen.“