Ebnat-Kappel. Im modernen Gartenbau dominieren die klaren Linien. Gabionen, also mit Steinen, Holz oder anderen Materialien gefüllte dekorative Metallkörbe liegen als Sichtschutz und Gliederungselemente absolut im Trend und sind in immer mehr Gärten zu finden. „Gerade Abgrenzungen, Steingärten und pflegeleichte Gestaltungen sind immer mehr gewünscht“, kann auch Lukas Rogger von der Rogger Naturgarten GmbH Ebnat-Kappel berichten. Der Garten ist zu einem Wohnzimmer im Freien geworden, weiss er. Dementsprechend dient er immer mehr der Erholung. Der klassische Nutzgarten macht nur noch einen vergleichsweise geringen Anteil aus. „Denn ein Gemüsegarten bedeutet immer einen relativ grossen Zeitaufwand, um nach den Pflanzen zu schauen, den Boden bei Laune zu halten usw.“ Die Menschen wollen das Leben im Garten geniessen, er ist eine Erweiterung des Lebensraums vom Hausinneren nach draussen, wo man die Entspannung sucht.
Der Garten als Prestigeobjekt
Ein weiterer Trend, den der Gartenfachmann beobachten konnte, ist der Wunsch nach bereits grossen Pflanzen. „Man will heute nicht mehr lange warten, bis ein Strauch oder Baum seine volle Grösse erreicht hat“, erläutert er. „Die Menschen wollen bereits zu Beginn etwas, was etwas darstellt.“ Damit umschreibt Lukas Rogger eine weitere Funktion des Gartens, die mit der Zeit wieder zunehmend an Bedeutung gewinnt: Wie schon im Barock wird der Garten wieder zu einem Prestigeobjekt, den man gerne zeigt und der auch einen gewissen Status widerspiegelt. Speziell in der Region Toggenburg ist dies eine noch junge Entwicklung, wie Rogger weiss: „Früher war die Bedeutung des Gartens im Toggenburg eher gering. Wahrscheinlich weil man ohnehin schnell in der Natur ist. Das scheint sich aber gerade zu ändern und der Stellenwert eines schönen Gartens als privater Erholungsraum wächst.“ Und dies, obgleich durch das verdichtete Bauen und eine damit einhergehende erhöhte Sensibilität die zur Gestaltung zur Verfügung stehenden Gartenflächen tendenziell kleiner werden.
Aus der Not eine Tugend machen
Eine weitere regionale Besonderheit sind die topografischen Gegebenheiten des Toggenburgs. „Durch die Hanglangen geht es im Toggenburg oft nicht anders, als mit verschiedenen Ebenen zu arbeiten“, erklärt Lukas Rogger. Doch aus dieser „Not“ kann man auch eine Tugend machen. Gestalterisch gibt dies die Möglichkeit, den Garten in verschiedene Themenbereiche aufzuteilen. So beispielsweise mit einem Sitzplatz als erweiterte Wohnfläche, einem separaten Nutzgartenbereich, einer Spielwiese und einem Steingarten.
„Man scheut sich heute auch nicht mehr davor, vermehrt Trockenmauern einzusetzen, um eine ebene Gartenfläche zu erhalten, die einfacher zu pflegen und besser zu nutzen ist“, erklärt er. Als Material ist hier Sandstein sehr beliebt, der auch bei den Stegen gern zum Einsatz kommt. Ebenso arbeitet Lukas Rogger viel mit Kies-Belägen für Wege und Sitzplätze, die dann durch Rohstahleinfassungen klar von den Rabatten und Wiesen abgegrenzt sind. Während ein Trend die klare Linie mit einer deutlichen Abgrenzung und Sichtschutz beschreibt, beobachtet Lukas Rogger aber noch eine weitere Mode: „Kräutergärten scheinen wieder vermehrt gefragt zu sein.“ Bei Blumenrabatten setzt man hingegen immer mehr auf die langjährige Freude durch mehrjährige Pflanzen statt eines Wechselflors. Voll im Trend hingengen liegt das so genannte „Nasch-Obst“, also ein Beerengarten mit pflegeleichten und ertragreichen Sträuchern, wie Blaubeere, Himbeere usw.
Teich als beliebter Akzent
Ebenfalls setzt man in der Gartenarchitektur wieder vermehrt auf Teiche, die als lebendiges Gestaltungselement erfrischend wirkende Akzente setzen. „Je nachdem sind diese aber beim Bau und durch die verwendete Technik wie Wasserspiele oder Umwälzanlagen ein Kostenfaktor“, weist Lukas Rogger auf die Notwendigkeit einer guten Planung hin. Und diese ist ohnehin ein zentraler Faktor bei der Gartengestaltung. Denn bevor allenfalls bei einem Hauskauf vorschnell der bisherige Garten entfernt wird, rät der Profi zur Umsicht und allenfalls zu einer Beratung, denn gerade schattenspendende Bäume klimatisieren einen Garten ungleich besser, als jeder künstliche Sicht- und Sonnenschutz. Hier gelte es, die allfälligen Nutzungskonflikte abzuwägen und durch geschickte gartenarchitektonische Massnahmen ein optimales Ergebnis zu erreichen.
Was genau im Einzelfall erwünscht ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zu beobachten sei aber, dass die Gartenarchitektur durch Alter und Familienstruktur der jeweiligen Hausbewohner entscheidend mitbestimmt wird. „Und der Garten entwickelt sich auch mit den Bewohnern“, lässt Lukas Rogger wissen. „Während bei einem Neubau zumeist nur wenig Budget für die Gartengestaltung eingeplant ist, rückt der Garten mit der Zeit immer mehr in den Blickpunkt. Wenn dann Kinder da sind, wird er entsprechend gestaltet, bei älteren Menschen muss er vor allem pflegeleicht sein usw.“
Im Sinne der verschiedenen modischen Trends, die eine Zeit mit sich bringt, kann der Gartenprofi nicht nur ziemlich genau die Entstehungszeit eines Wohnquartiers abschätzen, sondern weiss auch: „Es ist abzusehen, dass sich in einigen Quartieren bald etwas ändern wird, da jetzt die Generation der Hausbauer durch die nächste Generation abgelöst wird“, erzählt er, dass er diese Entwicklung nicht ohne gespannter Neugier beobachtet.