Nesslau. Nachdem am Sonntag traditionell der Festumzug der Schützen, sowie ein gemeinsamer Gottesdienst gefeiert und noch einmal geschossen wurde, hiess es um 13.35 Uhr: «Ende Feuer». Das 106. Eidgenössische Feldschiessen Obertoggenburg steuerte damit seinem Höhepunkt zu: Dem Absenden inklusive der Ehrungen im Rahmen der Veteranenfeier. Musste man sich im vergangenen Jahr auch schmerzvoll von fünf verstorbenen Veteranen verabschieden, gab es doch auch viele Gründe zur Freude. So konnten Walter Geisser, Walter Bösch und Ernst Rutz für 50 Jahre Feldschiessen geehrt werden, sowie diverse Erfolge der Jungschützen und der Aktiven bei den Feldmeisterschaften und Bezirksfeldmeisterschaften gefeiert werden.
Nicht zuletzt aber konnte man auf das gerade beendete, erfolgreiche Eidgenössische Feldschiessen schauen. Die Schützengesellschaft Nesslau als Gastgeberin hatte in der Organisation und Durchführung ganze Arbeit geleistet und konnte dabei auf nicht weniger als 140 zusätzliche Helferinnen und Helfer zählen. Die Nesslauer konnten ihren Heimatvorteil nicht nur mit guten Schiessleistungen unter Beweis stellen, sondern auch mit der höchsten Beteiligung glänzen, wofür es eine Schelle als Wanderpreis gab.
Titel verteidigt
Im Wettbewerb war das Dabeisein natürlich nicht alles. Unter dem Strich ging es um Punkte. Und diese sammelten die Schützen mit Fleiss und Ehrgeiz. Schon regelrecht erfolgsverwöhnt konnte Walter Lusti von den Pistolenschützen Alt St. Johann und Umgebung seinen Titel als Schützenkönig verteidigen und dazu noch als bester Veteran das diesjährige Feldschiessen beenden. Gemeinsam mit ihm erreichte aber auch Vereinskollege Robert Näf die stattliche Punktzahl von 177. Als beste Frau mit der Pistole konnte sich erneut Heidi Hildebrand, Pistolenschützen Ebnat-Kappel, behaupten. Die beste Dame auf die 300m Distanz war Barbara Weishaupt von der Schützengesellschaft Nesslau, die sich mit 67 Punkten den dritten Rang mit sieben Herren teilte. Nur einen Punkt weniger erreichte der beste Jungschütze des diesjährigen Feldschiessens, Röbi Egli vom MSV Speer-Laad. Gleich drei seiner Vereinskollegen, namentlich Bruno Scherrer, Walter Tschumper und Kurt Geisser, teilten sich gemeinsam mit dem Nesslauer Christian Hildebrand den Schützenkönigs-Titel über die 300m. Alle vier Schützen erreichten 69 Punkte.
Aber nicht nur diese Schützen bewiesen Zielsicherheit, Ruhe und Nervenstärke, wie ein Blick auf die gesamte Rangliste zeigt. Feldschiessen-Chef Hausi Stauffacher konnte zudem einen wiederum erfreulichen Anstieg bei der Teilnehmerzahl verkünden. Insgesamt absolvierten 108 Pistolenschützen das Feldschiessen. Nicht weniger als 518 Teilnehmer schossen die 300m Distanz.
Klare Abstimmungs-Positionierung
Doch trotz dieser erfreulichen Statistik sehen die Schützen ihren Sport und ihre Tradition aktuell erneut politisch angegriffen, was auch in den diesjährigen Festansprachen thematisiert wurde. Am 22. September wird das Volk über die Volksinitiative zur Aufhebung der Wehrpflicht zu entscheiden haben, wodurch sich indirekt auch die Schützen betroffen fühlen, wie es Bezirksschützenmeister Martin Forrer formulierte. Doch wies er auch darauf hin, dass die Initiative bei Weitem nicht nur den Schiesssport betreffe: «Die Wehrpflicht ermöglicht es jungen Menschen, der Gesellschaft etwas zurück zu geben», erklärte er. So sei sie ein Akt der Solidarität, sowie auch ein Lernfeld. «Das ist auch im späteren Berufsleben nützlich», veranschaulichte er den Wert des bestehenden Systems und formulierte seine Hoffnung auf Unterstützung für ein klares Nein zur Initiative.
Im wahrsten Sinne argumentative Schützenhilfe erhielt er auch vom Nationalrat und Präsidenten des St. Galler Kantonalschützenverbandes Köbi Büchler. Dieser betonte die einmal mehr geleistete, hervorragende Teamarbeit, welche für die Organisation und die Durchführung des diesjährigen Feldschiessens geleistet wurde und übertrug diesen Gedanken auf das Miliz-System. Denn genau wie bei einer solchen Veranstaltung, sei die Miliz eben nicht nur eine Armee, sondern eine Teamleistung, in der sich jeder mit seinen Fähigkeiten einbringt, um gemeinsam eine Aufgabe zu lösen. «Die Initiative anzunehmen würde deshalb wirklich bedeuten, die Schweiz zu schwächen», so Köbi Büchler. «Wir müssen an unserem Erfolgsmodell festhalten», rief er dazu auf, der Initiative eine Absage zu erteilen.