Amden. – Am 27. August 1921 noch wie seinerzeit üblich als Hausgeburt auf die Welt gekommen, war Maria Büsser eines von drei Kindern. Als Bauerntochter aufgewachsen, lernte sie das aus heutiger Sicht harte, aber auch erfüllende Leben in der Landwirtschaft von Kindesbeinen an kennen und schätzen. Nachdem sie als junge Frau ein Jahr lang in St. Gallen in einem grossen Haushalt eine Stelle als Hauswirtschafterin innehatte, kehrte sie wieder in ihr Heimatdorf zurück. „Ich wurde wieder auf dem elterlichen Hof gebraucht“, erinnert sie sich an ihre Rückkehr nach Amden, wo sie bis auf diese Zeit bis heute wohnt.
„Ich war immer ein Kindernarrchen“
Ihrem Heimatdorf ist sie mit vielen schönen Erinnerungen verbunden. „Das Theaterspielen in der Jugend, war uns eine echte Freunde“, berichtet sie. Gerne denkt sie auch an die Ammler Seidenweberei. Schon ihre Mutter war eine der ersten, die hier eine Anstellung fand und ihre Tochter sollte es ihr in den Kriegsjahren zwischen 1939 und 1945 gleichtun. „Über den Mattsock hörte wir oft Bombenflieger dammern“, blickt sie zurück. Doch die Arbeit an den Webstühlen ist ihr in bester Erinnerung: „Das war sehr schön und auch der Zahltag war toll“, kann sie mit einem Schmunzeln zurückschauen. Denn die 30 und später sogar 50 Rappen pro Stunde, welche die Arbeiterinnen erhielten, waren damals sehr viel Geld. „Man muss bedenken, dass zu dieser Zeit auch alles viel billiger war“, erklärt sie. „Zudem sind wir alle im Vergleich zu heute eher arm aufgewachsen und haben unser verdientes Geld zuhause abgegeben“, erzählt die heute 93-Jährige.
Denn den elterlichen Hof am Mittenwald verliess sie 1949 mit ihrer Heirat. In Karl Büsser, der ebenfalls einen Bauernbetrieb führte, fand sie einen „friedlichen Mann, mit dem ich es immer gut hatte“, wie sie erzählt. Gemeinsam mit ihm konnte sie sich auch ihren grössten Wunsch erfüllen: „Ich war schon immer ein Kindernarrchen“, lässt sie wissen. Nachdem es aber zunächst so aussah, als könne das Paar keine Kinder bekommen, sollte es schliesslich doch noch klappen. „Wir haben vier Töchter und zwei Söhne“, kann Maria Büsser voller Stolz berichten. Die Familie sollte sich bis heute noch um 17 Enkelkinder und sechs Urenkel erweitern. „Ich hätte nie zu hoffen gewagt, dass ich einmal meine Urenkel auf dem Schoss haben würde“, darf sie nun strahlen.
Dankbar und zufrieden
„Und auch wenn wir nie viele Ausflüge gemacht haben, hat mir das nicht gefehlt. Doch die Wahlfahrten nach Lourdes war für uns ein stieles Glück. Wir hatten grosse Freude an den Kindern und es gab immer etwas zu tun“, erzählt sie. „Heute hat man auch in der Landwirtschaft für alles Maschinen. Früher musste jegliche Arbeit von Hand gemacht werden, aber das hat mir nichts ausgemacht. Es war eine einfache Zeit, aber wir waren zufrieden und mussten keinen Hunger leiden.“ Auch trotz der damaligen Abgeschiedenheit des noch nicht ans Strassennetz angeschlossenen Hofes Looch, den nun ihr Sohn Köbi führt, habe es ihr nie an etwas gefehlt, erklärt sie. „Ich bin dankbar für meine Familie, in der ein herzlicher Frieden herrscht und dafür, dass es mir noch so gut geht“, fasst sie zusammen.
Langeweile kam bei der Familie Büsser also keinesfalls auf. Im Gegenteil ist der familiäre Trubel nun das einzige, woran es Maria Büsser mangelt. Denn nach dem Tod ihres Mannes lebte sie noch zwei Jahre allein, bevor sie sich durch gesundheitliche Schwierigkeiten im Alter von 89 für einen Umzug in das Alters- und Pflegeheim Aeschen entschied. Hier fühlt sich die humorvolle und rüstige Seniorin sehr gut aufgehoben. Doch obgleich sie viel Besuch von ihrer Familie erhält und auch das Telefon noch oft läutet, fehlt ihr das direkte Familienleben. „Aber ich habe auch heute noch Freude am Leben und es gefällt mir hier im Altersheim“, fasst sie zusammen. „Zum Geburtstag dürfen wir das Menü wünschen, aber auch sonst ist es nicht der triste Alltag. Unterhaltung gibt es immer“, weiss sie um die Vorteile.
Das Positive nicht vergessen
Wenn sie ihre Jugend mit der heutigen Situation vergleicht, haben sich ihrer Einschätzung nach vor allem auch die Möglichkeiten zur Erweiterung des eigenen Horizontes durch die neuen Medien verbessert. Doch mit diesen - und den finanziell besseren Möglichkeiten - kommen bei den jungen Menschen auch Ansprüche auf, die nicht immer dazu beitragen, dass ein Mensch glücklicher ist, fasst Maria Büsser zusammen. Dies spiegelt sich auch in ihrem guten Rat wider, den sie nachfolgenden Generationen mit auf den Weg gibt: „Man sollte sich nicht immer auf das Negative konzentrieren und über Schlechtes ärgern. Das Positive gehört auch zum Leben und wer zufrieden mit dem ist, was er hat, lebt glücklicher.“ So fand die gläubige Katholikin nicht zuletzt auch immer Trost und Halt im Glauben, weiss aber auch, wo es global betrachtet Verbesserungspotential gibt: „Ich bin nicht eifersüchtig, wenn jemand Millionen hat. Aber ich würde mir wünschen, dass weltweit alles besser verteilt wäre. Und für alle Mittmenschen noch ein Wunsch und Gedanken: Lange leben will jeder, aber alt werden keiner!“