Rapperswil-Jona. – „Singer’s Tale“ machten dann auch genau das, was ihr Name suggeriert: Sie erzählten mit den Gitarren von Bruno Jundt und Levin Deger, sowie nicht zuletzt durch den warmen Gesang von Katharina Busch Geschichten. Und diese Geschichten nahmen das Publikum mit auf eine gedankliche Reise, die wie ein akustischer Kurzurlaub in die Welt des Blues und Folk bis zum Tango und Flamenco oder Ansätzen des Bossa-Nova, wie ihn das Bandprojekt „Nouvelle Vague“ wieder populär gemacht hat.
Sie boten Easy-Listening im besten Sinne des Wortes, denn wie Gastgeberin Adriana Deger einleitend erklärte, „habe ich beim ersten Hören den Eindruck gehabt, dass mir die Lieder schon vertraut vorkommen.“ Ihr Eindruck sollte sich bestätigen. Dabei waren die Stücke allesamt weit entfernt davon, eine langweilige Replik zu sein. Vielmehr riefen sie die Vertrautheit von Erinnerungen und Emotionen hervor.
Grosse Themen und sanfte Klänge
Dabei ging es in einem nahezu poetischen, von vielen Balladen getragenen Musikabend um die alles bewegenden, grossen Themen. „Singer’s Tale“ sangen und spielten von Liebe und Leid, sie erzählten vom Verlassen werden und der Hoffnung auf eine Rückkehr, von Träumen, Rache, Glück und Unglück, sowie davon, hinter die Kulissen zu schauen, wie in „False Preachers“. Auch die typisch kindlichen Fragen an die Eltern, die aber auch die Erwachsenen weiter beschäftigen, sowie die schönen Dinge im Leben, die man nach dem Schmerz wieder entdecken lernt, wurden beispielsweise in „Rainbow“ thematisiert
Katharina Busch bezauberte dabei nicht nur durch ihre klare, hellen und warme Singstimme, sondern führte das Publikum auch vortrefflich mit Erklärungen durch den Abend. So brachte sie den Zuhörern die Lieder noch ein Stück näher. Gleich ob es wie bei „OK“ um „den ungesunden Zustand, frisch verliebt zu sein“, ging, wie sie erklärte, oder die Liebe im Wildwest-Stil mit einer Waffe erzwungen werden soll, wie in „45“.
Auch im Titelstück zu ihrer ersten, nun erhältlichen CD „Come into Play“, die im vergangenen November ihre offizielle Taufe feierte, widmen sich die drei Musiker der Liebe. Bezeichnet man als Coming to play“ auch den ersten Auftritt eines Schausspielers auf der Bühne, geht es hier um einen Seitensprung, den die Beteiligten allerdings wie ein Bühnenstück handhaben. Doch egal ob in Metaphern verpackt oder ganz konkret, wie in „Friends in low places“, einer Ode an die Zürcher Langstrasse und ihrer Bewohner, nahmen die Geschichten die Zuhörer gefangen.
Starke Präsenz
Deger und Jundt spielten dabei weit mehr als eine Begleitung zu Buschs einschmeichelnder Stimme. Insbesondere, aber nicht nur in den instrumentalen Stücken und Passagen wie in „La Luciérnaga“ und „Gypsy queen“ konnten sie voll überzeugen, harmonierten beeindruckend und rissen mit. So wundert es nicht, dass sie vom Publikum mit energischem Applaus zu einer Zugabe gebeten wurden, schliesslich hätte man ihnen mühelos die ganze Nacht hindurch lauschen können. Denn „Singer’s Tale schafften das grosse Kunststück, mit ihrer Musik gleichzeitig unaufdringlich und enorm präsent zu sein.
Seit erst knapp zwei Jahren spielt das Singer/Songwriter-Trio zusammen. Ein jeder für sich ist ein erfahrener Musiker, deshalb sind sie schnell zu einer Einheit gewachsen. So holte der Musiklehrer, Flamencogitarrist und Komponist Bruno Jundt die beiden jungen Kollegen für das Projekt ins Boot und bewies damit ein offenkundig gutes Händchen. Der Gitarrist und Songwriter Levin Deger, der an diesem Abend in Rapperswil das Hausrecht geniessen konnte, ist unter seinem Vornamen bereits bestens und weit über die regionale Musikszene hinaus bekannt und mit mehreren CDs auf dem Markt vertreten. In diesem Frühjahr wird er sein jüngstes Werk im Zürcher Volkshaus taufen. Busch wiederum hat im vergangenen Jahr ihr erstes Album veröffentlicht, steht mit ihrer Band kurz vor einer Deutschland-Tournee und wird bald die nächste CD herausbringen.