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Ein Abend voller Entscheidungen

Warum kann man sich manchmal einfach nicht entscheiden? Wieso will man dies auch gar nicht und wie kann man bei all der Auswahl eigentlich noch glücklich sein? Florian Schroeder kennt die Antworten auf all diese Fragen und beantwortete sie am Samstag auf der Kellerbühne.

Rapperswil-Jona. – Der deutsche Kabarettist Florian Schroeder liess das Publikum in der Villa Grünfels in Rapperswil-Jona an seinem Wissen teilhaben. Fast überflüssig zu erwähnen, dass es sich dabei um eine hoch amüsante Angelegenheit handelte.

Mit seinem aktuellen Bühnenprogramm „Entscheidet Euch!“ tourt Schroeder seit September durch die Lande. Und wie der Titel schon sagt, geht es hier um die grossen und kleinen Entscheidungen des Lebens, die jeden Tag in der „Epoche der Selbstoptimierung“ zu treffen sind: Ausgehen oder zuhause bleiben? Bier oder Wein? Mieten oder kaufen? Heiraten oder trennen? Schroeder ist der Typ Mann, der nicht über Probleme, sondern über Lösungen spricht. Und dies tat er auch in Rapperswil-Jona nicht nur mit Bezug zur Schweiz, sondern auch mit einer guten Portion wohl dosiertem und intelligentem Wortwitz.

Wer die Wahl hat…
Dabei wurde er durchaus politisch und auch philosophisch, stellte die Frage nach dem freien Willen und wusste, dass dieser zumeist bei der Ehefrau endet. „Denn Frauen treffen die besseren Entscheidungen. Männer wollen einfach nur in Ruhe vor sich hin altern“, hielt er fest. Doch gibt es hier – zumindest auf den ersten Blick – auch die Ausnahmen von der Regel, wie beispielsweise die deutsche Bundeskanzlerin. Diese machte Schroeder so gut nach, dass man bei geschlossenen Augen das Original auf der Bühne wähnte. Damit lieferte er auch das perfekte Beispiel moderner Politik und Entscheidungskultur. So würden auch im Alltag oft die wissentlich nicht optimalen Entscheidungen getroffen, weil man meine, dass man diese später besser rechtfertigen könne.

Mit einem Überangebot an Alternativen sei man zudem schnell überfordert, wie er mit fundierter Kenntnis über das Shampoo-Sortiment eines namhaften Kosmetikherstellers beeindruckend unter Beweis stellte. So gelte heute nicht mehr der alte Aphorismus: Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare! Vielmehr müsse es heissen: „Von der Zeugung bis zur Leiche, Vergleiche, Vergleiche!“, so Schroeder.

„Wir googeln, bis der Arzt kommt, weil wir glauben, dass es noch bessere Möglichkeiten geben könnte“, hielt er seinem Publikum den kabarettistischen Spiegel vor und amüsiert dabei bestens. Schliesslich sei es doch so, dass eine optimale Entscheidung möglichst viele – ja alle Informationen über die Optionen voraussetze. „Doch das ist ein Trugschluss“, klärte Schroeder auf. Denn weniger Möglichkeiten bringen oft die besseren Entscheidungen hervor. Zumal sei fraglich, ob es denn immer eine optimale Entscheidung sein müsse. „Ich wäre froh, wenn ich mich überhaupt einmal entscheiden könnte.“

Rationale Bauchentscheidung
Der in Lörrach geborene Komiker, Parodist und Kabarettist startete seine humoristische Karriere bereits während seines Studiums der Germanistik und Philosophie. Vor mittlerweile zehn Jahren feierte er Premiere mit seinem ersten Soloprogramm „Auf Ochsentour“. Seither ist er nicht mehr von den Kleinkunstbühnen, aus dem Radio und dem humoristischen Fernsehen wegzudenken, hat mehrere CDs und Bücher veröffentlicht und wurde reichhaltig mit Kabarettpreisen bedacht. Als Moderator begrüsst er derzeit einmal im Monat die Gäste der „Spätschicht – die Comedy Bühne“ auf dem SWR.

Und so ist es am Ende egal, ob mit dem Bauch oder dem Kopf entschieden, ob als notorisch unzufriedener Optimierer, der nichts erwartet ausser die Perfektion oder als gelassener Entschlusstyp – eines bleibt: „Die verlässlichste Quelle für Unzufriedenheit ist der Vergleich mit anderen Menschen.“ Wer die Entscheidung getroffen hatte, den vergangenen Samstagabend in der Villa Grünfels zu verbringen und sich von Florian Schroeder spassig unterhalten zu lassen, hatte jedenfalls sicher nichts verkehrt gemacht.