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„Die besten Momente sind flüchtig“

Es gibt wohl kaum einen Kulturinteressierten in der Region, der nicht schon mindestens eine ihrer Theaterinszenierungen erlebt hat: Regisseurin Barbara Schlumpf ist gleichsam kreativ und fleissig. Etliche Projekte beschreiben ihren Weg, ebenso wie zahlreiche Auszeichnungen ihre Arbeit würdigen.

Uznach. – In ihrem Arbeitszimmer in Uznach steht ein grosser Flügel, an dem Barbara Schlumpf Entspannung findet. Darauf stehen unter anderem die Noten-Transkriptionen von Keith Jarrett. Neben den Aufnahmen zu seinen einmaligen Konzerten eine Art der Aufbewahrung für die Nachwelt. Denn seine Werke entstanden im Moment auf der Bühne. „Die besten Momente sind flüchtig“, so Barbara Schlumpf, die dieses Phänomen bei ihrer Arbeit als Theater-Regisseurin nur zu gut kennt. Ihr Metier ist die Bühne, am liebsten die Freilichtbühne. Jeder Moment entsteht dort nur einmal und nie wieder. Schon der nächste Tag der Aufführung kann ein wenig anders sein, und nach einer entsprechenden Anzahl von Vorstellungen wird das eigentliche Ergebnis der Arbeit im Moment der Aufführung Vergangenheit. Was bleibt sind Bilder und Erinnerungen, Aufnahmen, Skripte, Texte usw.

Das Paket führte zur Regie
Zum Theater hat es Barbara Schlumpf schon immer gezogen. Als Kind in Rapperswil aufgewachsen, hatte sie auch Ambitionen zur Schauspielerei. Nach Studien der Germanistik, Film- und Theaterwissenschaft an der Uni Zürich, begab sie sich drei Jahre in die Theaterausbildung an der „Scuola Teatro Dimitri“. Eine gute Grundausbildung, die der jungen Rapperswilerin schon bald im Theater-Circus Rigolo in Wattwil nützlich sein sollte. Bei dem Stück „Bilderzirkus des Tarot“ unternahm Schlumpf neben der Schauspielerei die ersten Schritte auf dem Terrain der Regie. Und diese sollte sie in Zukunft immer mehr fesseln. „Das Mitdenken nahm bei mir auf der Bühne einen zu grossen Raum ein“, erklärt die Perfektionistin. „Es hat sich ein Paket ergeben, welches automatisch zur Regie führte.“ In der Regie konnte sie sich ausleben, konnte sich auf das Gesamtwerk, die Wirkung jeder einzelnen Szene konzentrieren, eben auch mit dem Kopf. Viel Erfahrung und Training stecken in der Arbeit von Schlumpf. Etliche Weiterbildungen sollten ihren Weg mitgestalten, wie Lee-Strasbergs method-acting oder Erfahrungen in diversen Theaterproduktionen und Bewegungslehren. Daneben bildete sie sich auch beim Schweizer Radio DRS in Reportagen, Hörspiel-Regie und Dramaturgie und Kunst-Feature weiter. Und so folgten in den kommenden Jahren auch etliche Hörspiel-Inszenierungen.

Seit Ende der Achtziger folgten unzählige Theaterproduktionen in der ganzen Schweiz, Inszenierungen und Hörspiele. Dabei gilt ihre Liebe den Dialekten. „Das ist etwas Echtes und Wahrhaftiges“, beschreibt Schlumpf die Dialekte als topografischen Ausdruck einer Gesellschaft.

Prägende Momente
Viele Menschen der Region kennen die Regisseurin auch im Zusammenhang mit anderen kulturellen Projekten. So war sie Gründungsmitglied und zehn Jahre Co-Leiterin im Team der IG Halle in Rapperswil-Jona, wie auch Gründungsmitglied und Programmmitarbeiterin im Kulturtreff Rotfarb Uznach. Unvergesslich bleiben die Inszenierungen für das Theater Commedia Adebar, bei dem sie auch zehn Jahre im Vorstand mitwirkte. Allein in Uznach war Schlumpf von 1991 bis 2011 als Regisseurin und manchmal auch als Autorin tätig. Sie erinnert sich an viele spannende und grosse Momente in ihrer Karriere. Ein besonderes Projekt bleibt bei ihr die Freilicht-Inszenierung „De Franzos im Ybrig" von Thomas Hürlimann, dessen Uraufführung 1991 im Hof des Kloster-Rossstalles in Einsiedeln stattfand. Von 1989 bis 2003 war sie dort Regisseurin der Theatergruppe Chärnehus.

Nach 30 Jahren Theatererfahrung bedeutet für sie jedes neue Stück immer noch eine besondere Herausforderung. „Ich habe keine Angst ein neues Projekt anzupacken, aber man fängt immer wieder bei Null an“, weiss die Regisseurin über die Herausforderung. Doch hilft die grosse Routine. „Mit der Erfahrung gewinnt man auch Sicherheit“, so Schlumpf. Aktuell arbeitet die Regisseurin an drei neuen Projekten. Am 23. Juli nächsten Jahres feiert ihr neues Theaterstück „Osterspiel von Muri“ im Klosterhof Muri (AG) Prämiere.

Ihr bisheriges Schaffen zeigt, dass sie keine Berührungsängste mit Themen oder Darstellungsformen hat. „Allerdings sind ernste Inhalte bei mir immer öfter aufgetaucht, da sie mich zur persönlichen Auseinandersetzung herausfordern“, räumt sie ein. Unterm Strich bleibt für sie das Wichtigste, dass das Stück gut ist und dieses mit jedem Satz voran gebracht wird. Einzig das Film-Genre lockt die Regisseurin nicht. „Ich glaube, das werde ich auslassen“, positioniert sie sich klar im Bereich des lebendigen Theaters.