Toggenburg. «Heute ist ein besonderer Abend», konnte Verwaltungsratspräsident Urs Bichler vor elf anwesenden Stimmberechtigten die Mitgliederversammlung am Mittwoch eröffnen. Denn nachdem die pädagogische Leiterin der Musikschule, Rita Hemmi, ihren Rücktritt eingereicht hatte, galt es nun, sie zu verabschieden. «Aber uns hätte nichts Besseres passieren können», erklärte Urs Bichler weiter. Dies konnte er getrost verkünden, denn Rita Hemmi wird der Musikschule Toggenburg auch weiterhin erhalten bleiben, allerdings in einer anderen Position. So wird sie nun ihre ganze Energie in das von ihr initiierte und bereits sehr gut etablierte Talentförderprogramm stecken können, was ihr sehr am Herzen liegt.
Talent und Begeisterung
«Bei der Talentförderung geht es nicht darum, Stars heranzuziehen, sondern um die Ausbildung interessierter und talentierter Schüler, die durch den vertieften Unterricht ihr Potential ausschöpfen sollen», erklärte sie. «Deshalb beginnen wir schon gemäss den Erkenntnissen und Empfehlungen des Verbandes Musikschulen Schweiz relativ früh, ab einem Alter von neun Jahren.» Wichtig ist ihr dabei vor allem, dass die Kinder Freude daran haben. Die Ergebnisse liessen sich bereits sehr gut anhören und entsprechend stolz und begeistert durfte auch Rita Hemmi selbst sein. «Ich finde es einfach fantastisch, dass man mitten im Toggenburg ein Angebot bieten kann, was man sonst nur in den Städten findet.» Eine Errungenschaft, wenn man bedenkt, dass sich Talent nicht an Einwohnerzahlen misst.
Davon konnte man sich auch gleich selbst überzeugen, als die Musikschüler Lena Eberhard, Leonie Schneider und Maximilian Kauf eine bunte Auswahl an Stücken präsentierten und hörbar machten, dass ihre Talente in der Tat förderungswürdig sind. Rita Hemmi strich aber heraus, dass jedes Kind, dass sich in seiner Freizeit mit der Musik beschäftigt und darin Freude findet, einen Gewinn hat.
Weit über dem Durchschnitt
Dass die Verdienste von Rita Hemmi in der Musikschule und für die Entwicklung der musikalischen Bildung in den Volksschulen der Region viel weiter geht, als die Talentförderung, rief Norbert Stieger, Schulratspräsident der Standortgemeinde der Musikschule ins Gedächtnis. In einem «Konzentrat» würdigte er, mit welchem Einsatz Rita Hemmi die älteste und zweitgrösste Musikschule des Kantons gemeinsam mit ihren Kollegen vorangebracht hatte. «Sie war der Motor ohne Tourenbegrenzer», strich er ihr unermüdliches Engagement heraus und schätzte dabei auch ihre Beharrlichkeit, ihren Ehrgeiz, ihre Visionen und nicht zuletzt ihre verständnisvolle Art. «Für diese weit überdurchschnittliche Leistung haben wir im Schulrat beschlossen, eine Prämie auszuschütten», konnte Norbert Stieger verkünden. Zudem sicherte er zu, dass man den Entschluss, in die musikalische Ausbildung zu investieren, auch künftig beibehalten und die finanzielle Zukunft der Musikschule sichern wolle.
Grosse Fussstapfen
Für ihre Nachfolgerin in der neu geschaffenen Stelle der Leiterin Fachstelle Musikpädagogik, Simone Erasmi, hinterlässt Rita Hemmi grosse Fusstapfen. Doch diese hofft die Nachfolgerin, die seit August in der Musikschule Toggenburg tätig ist, füllen zu können. Simone Erasmi ist in Winterthur aufgewachsen, ist ihrer Heimatstadt auch als Oboen-Lehrerin am Konservatorium Winterthur treu geblieben und unterrichtet ebenfalls an der Jugendmusikschule Frauenfeld. «Ich bin immer gerne zweigleisig gefahren, weil es mir zu eintönig ist, ausschliesslich in einem Orchester zu sitzen», erklärte sie. Und von dieser Energie kann nun auch die Musikschule Toggenburg profitieren. Denn nach ihrem Musikstudium mit Abschluss Lehrdiplom und einem Zertifikat in Kulturmanagement hat sie die Schulleiterausbildung an der PH Zürich erfolgreich absolviert. Die Teilnahme an einem Mentoringprogramm der Zürcher Fachhochschulen rundet ihre Ausbildung ab.