Rapperswil-Jona. – Der frühe Abend im sehr gut gefüllten, grossen Rittersaal stand am Sonntag ganz im Zeichen der grossen Musicalklassiker. Zu hören gab es einen Querschnitt der beiden Musicalklassiker „My Fair Lady“ und „West Side Story“. Als Special Guest mit dabei waren auch die „Fere’s Hot Strings“ und die Rapperswiler Sopranistin Sarah Maeder, die sich für einmal nicht der klassischen Musik widmete, sondern ihre Stimme für die Musicalklassiker erhob, sowie Rolf Wäger am Flügel.
Amüsante Darbietung
So ging es zunächst auf musikalische Reise in das London von 1912, wo der Philosoph Professor Higgins nach einem Opernbesuch auf dem Blumenmarkt bei Covent Garden auf Maeder als die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle trifft. Higgins glaubt, dass der Mensch sich nicht über die Herkunft, sondern seine Sprache definiere; selbst ein Blumenmädchen wie Eliza, dass vor allem durch eine nahezu vulgäre Aussprache glänzt, könne ihren Stand verbessern und eine anerkannte Dame sein, sogar einen respektablen Blumenladen führen, sofern sie richtiges Englisch spräche.
Aus der Theorie wird eine Wette mit Higgins Freund Oberst Pickering und für das Publikum im Rittersaal wurde es erst recht amüsant, als „Dilettanti“ unter der Leitung von Max Aeberli die unvergesslichen Klassiker mit einer einmal ganz anders anzuhörenden Maeder schmetterten. Bei Aeberli kam es gar zu einem wundersam explosionsartigen Haarwuchs, als er selbst in die Rolle des Higgins schlüpfte.
Mitreissende Energie
Nicht weniger mitreissend wurde es bei der ebenso bekannten Übertragung von William Shakespeares Tragödie Romeo und Julia auf die Musicalbühne und in das New York City der 1950er Jahre. Die „West Side Story“ und ihre grossen Lieder über Gangkriege und die ganz grosse Liebe.
Die Musik von Leonard Bernstein mit den Texten von Stephen Sondheim konnten auch im Rittersaal ihre mitreissende Energie verbreiten und das Zusammenspiel des Vocalensembles mit Maeder und Rolf Wäger am Flügel so inspirierend dargeboten, dass man auch bei dem Kurzzusammenschnitt keine Mühe hatte, die gesamte Geschichte noch einmal Revue passieren zu lassen. Nicht nur hierbei konnte auch das 1994 gegründete Vocalensemble seine Stärken voll ausspielen und beweisen, dass es sich bei Dilettanten mit Nichten um Menschen handelt, die etwas tun, was sie nicht können.
Jazzig swingende Umrahmung
Die „Fere's Hot Strings“ eröffneten und umrahmten die Vorstellung mit ihrem swingig-jazzigen Blues-Sound. Die Formation rund um den Berner Gitarristen Fere Scheidegger beeindruckte mit ihrem ganz eigenen, gediegenen Stil, mit dem sie seit über 20 Jahren nicht mehr aus der String-Jazz-Szene wegzudenken ist. Mit Violine, Gitarren und Kontrabass liefern sie gemäss eigenen Angaben „ein Destillat aus Blues, Balladen, Swing und mehr.“ Das bestätigten sie auch am Sonntag in Rapperswil-Jona. Mit Songs wie „Whispering“, „It Don't Mean A Thing“ oder „Swing Valse“ umrahmten sie die Vorstellung auf ausgezeichnete und beschwingende Weise.
Kurzum: Ein wirklich sehr gelungener und amüsanter Ausflug in unterhaltsame musikalische Welten, bei dem von allen Seiten theatralisches Talent, eine gute Portion Humor, unerwartete Überraschungen und nicht zuletzt Können gezeigt wurde.