Rapperswil-Jona. -
„Wetten, dass ... Sie ein solches Jahr noch nie erlebt haben?“, hiess es in der Vorankündigung zum Bundesordner 2014. Und in der Tat – das vergangene Jahr brachte einige Ereignisse und Meldungen mit sich, die es mehr als wert sind, nochmals aufs Korn genommen, wortakrobatisch aufbereitet und musikalisch umgesetzt zu werden. Dies erledigten wiederum das Team rund um Paul Steinmann in der Inszenierung des Casinotheater Winterthur erneut aufs Beste. Denn wird ein Jahr zu den Akten gelegt, öffnet sich nun schon traditionell der Bundesordner – der kabarettistische Jahresrückblick mit einer grossen Portion Humor.
Satirische Stafette
Als mittlerweile eingespieltes Team reichten sich auch für den Blick auf das Jahr 2014 wieder „schön & gut“, Kathrin Bosshard, Anet Corti, Uta Köbernick, Nils Althaus, Les Trois Suisses à deux und Renato Kaiser den kabarettistischen Staffelstab in die Hände. Anders als manche schnelle Schweizerin im letzten Jahr, hielten sie diesen auch mit festem Griff. Da ging es natürlich nicht nur um das Ende eine Ära im deutschen Samstagabendprogramm des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Und während es für die Europäer in der Schweiz nun heisst „Wir müssen draussen bleiben“, ging es für Uli Hoeness hinein – allerdings bekanntlich nicht ins Vergnügen sondern ab hinter schwedische Gardinen. Diese betrachtet Alice Schwarzer zwar nicht von innen, doch blieb auch sie nicht unerwähnt, genauso wenig wie Schwarzgeld in „diesem ehrenwerten Land“. Damit wurde der Abend nicht nur eröffnet und ein Tribut an Udo Jürgens in den Saal geschickt, sondern auch den Entscheidungen zur Einwanderungspolitik ein erster Kinnhaken versetzt. Ein Thema, das mit Blick auf die ECOPOP-Initiative und den Umgang mit Flüchtlingen den Abend auch weiter bestimmen sollte.
„Gerigate“ ist doch „Wurst“
Doch war 2014 auch sonst noch viel passiert, was mal skurril, dann wieder musikalisch oder wortgewandt und kreativ am Kaffeerahm-Deckeli aufgehängt zurück auf die Bühne und damit in das Gedächtnis des Publikums zurückgeholt wurde. So wurde gleich klargestellt, dass es in diesem Jahr zwar viele Anfänge gab, keiner davon aber besonders nennenswert war.
Beim satirischen Jahresrückblick musste so einige Prominente auf dem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Parkett noch einmal Federn lassen, wie Wladimir Putin hinsichtlich seines Images in der Welt. Einer bärtigen Österreicherin wiederum konnte dies alles „Wurst“ sein und während sie sich feiern liess, musste man sich auch noch mit ganz anderen Kleinigkeiten befassen. Beispielsweise musste man sich die Frage stellen, ob es wirklich interessieren sollte, wenn ein Politiker im Donald Duck Kostüm im Stadthaus steht, also ohne Hosen? Zumindest schaffte jener es mit dieser speziellen „Gerigate-Affäre“ sogar auf die Kaffeerahm-Deckeli-Erotik-Sonderserie von Anet Corti und damit in den Bundesordner 2014.
Lehrreicher Schaden?
Deutschland wiederum wurde Fussball-Weltmeister, was nur eine auf der Bühne richtig freute, der globale Egoismus erregte hingegen alle Gemüter und am Ende blieben trotzdem noch einige Fragen offen. So unter anderem jene von Uta Köbernick: „Wenn man aus Schaden klug wird, wieso dann Bildungspolitik?“ So oder so bleibt jetzt schon mit Spannung zu erwarten, was aus 2014 gelernt wurde oder auch nicht – der Bundesordner 2015 wird es sicher wieder lachmuskelstrapazierend zum Vorschein bringen.