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Das Ende eines sündigen Jahres

Mit der Finissage vom vergangenen Freitag bis zum heutigen Sonntag findet das einjährige Gemeinschaftsprojekt „projzwei“ im Paviollion der alten Fabrik seinen Abschluss. Hier waren für drei Tage alle Kunstwerke vereint zu bestaunen.

Rapperswil-Jona. – Das Künstlerprojekt „projzwei“, kuratiert von Mandy Gnägi, befasste sich über ein Jahr lang mit je einer der sieben Todsünden. Dafür hatte Massimo Milano in Zusammenarbeit mit den Künstlern Beatrice Bucher, Irene Düring, Lina Ruske, Michelle Grob, Gilles Rotzetter und Marc Schwarz jeweils ein gemeinsames Kunstwerk zu einer der Todsünden geschaffen. Ab März 2012 wurden die Arbeiten in einem Abstand von zwei Monaten im „minimalraum“ ausgestellt.

Der „minimalraum“ ist ein Schaufenster auf der Oberen Bahnhofsstrasse 52 in Rapperswil-Jona, der Ort, an dem Massimo Milano schon öfter Werke von sich ausstellte und sich so unweigerlich der Betrachtung und auch dem Urteil der vorbeigehenden  Menschen stellte. So gab es viel Resonanz in Form von kleinen Mitteilungen, welche im Schaufenster des „minimalraums“ von den Passanten und Betrachtern angebracht wurden. Der ideale Ort für die Idee der modernen Interpretation der sieben Todsünden. Und nach über einem Jahr markiert die Zusammenführung aller sieben Werke im Pavillon der Alten Fabrik jetzt den Abschluss des Projektes.

Klischeefreie Herangehensweise
Die Idee zum „projzwei“ entstand bereits vor ungefähr zwei Jahren, als Milano und Gnägi erstmals aufeinander trafen und direkt beschlossen, ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. „Ich war von dieser Idee sofort begeistert“, gestand Kuratorin Mandy Gnägi. „Denn die Kooperation ist etwas, was im künstlerischen Schaffen oft viel zu kurz kommt.“ Und auch Milano war von der Art der Kooperation begeistert. „Das ist eine sehr bereichernde Art Kunst zu schaffen“, resümierte er an der Finissage. Mit Thema der sieben Todsünden griff Milano ein Phänomen auf, welches in jeder Kultur und Religion vorkommt. Doch orientierte sich die moderne Interpretation des Themas nicht an der religiösen Auslegung, sondern an eine moderne Auffassung des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

So gingen die Künstler der Frage nach wie heute Zorn aussieht, was Neid auslöst, welche Formen von Masslosigkeit für sie bestimmend sind, wo einem Hochmut im Alltag begegnet, wie sich Habgier äussert, was Wollust ist und wann Trägheit das Handeln bestimmt. Milano arbeitete dafür jeweils mit den Künstlern Gilles Rotzetter, Lina Ruske, Beatrice Bucher, Kerim Seiler, Gian Michelle, Mark Schwarz und Irene Düring zusammen. Mit teils überraschenden Ergebnissen. Denn dem Sündigen nährte man sich im gegenseitigen Austausch auf eine ganz persönliche Weise an und verbannte dabei – teilweise auch zunächst sehr mühsam – die gängigen Vorstellungen aus dem Kopf, um eine neue, private und moderne Auslegung der jeweiligen Sündhaftigkeit im Tun und Denken zu eruieren.

Weitere Kooperationsarbeiten
Die Ausstellung im Pavillon der Alten Fabrik war noch am Samstag, und ist am heutigen Sonntag zwischen 11 und 14 Uhr zu bestaunen. Ausserdem gib es am Sonntag auch einen Kunst-Zmorge, sowie ein spezielles Programm für Kinder. Hier sollen sich die Kleinsten kreativ zu einem der Themen, der Wut, mit Papier und Bleistift austoben können.

Wenn die Finissage auch eigentlich nicht als Verkaufsausstellung gedacht sei, so könne man bei Interesse an dem einen oder anderem Werk aber sicher in entsprechenden Kontakt treten, stellte Gnägi in Aussicht. Ebenso wird voraussichtlich das gemeinschaftliche künstlerische Schaffen kein Ende gefunden haben. Nach diesem befruchtenden Erfolg der künstlerischen Zusammenarbeit sieht Milano schon mögliche neue Projekte in kooperativer Form am Horizont. Es bleibt also spannend.