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«Das Einschellen ist eben ansteckend»

Jedes Jahr im Juni laden die Ischellner Churfirsten zum grossen Ischellerfest in die Scheune Horb in Alt St. Johann ein. Unter dem Motto Après Ski wurde auch am vergangenen Wochenende gemeinsam unter der Mitwirkung verschiedener Gastformationen wieder ausgelassen gefeiert.

ALT ST. JOHANN. Die Ischellner Churfirsten und ihr berühmt-berüchtigtes Sommerfest sind im Obertoggenburg fest etabliert und nicht mehr wegzudenken. Die Tradition des Einschellens aber ist keinesfalls ein Ur-Toggenburger Brauch. Im Gegenteil. Ursprünglich ist das Einschellen eher eine Innerschwyzer Tradition. Und dennoch war eine Gruppe von Obertoggenburgern seinerzeit vom Eidgenössischen Scheller- und Trychlertreffen in Wattwil 1999 so beeindruckt vom imposanten Glockenklang, dass man spontan einen eigenen Verein aus der Taufe hob, wie Gründungsmitglied Ernst Heierli erklärt. Nicht weniger als zehn Männer aus Alt St. Johann, Stein und Unterwasser fanden am 5. November 1999 zusammen, um einen eigenen Verein zu gründen. Das war die Geburtsstunde der Trychlergruppe Ischellner Churfirsten.

Weibliche Scheller gestattet

In der Zwischenzeit ist der Club auf 15 Aktivmitglieder angewachsen und konnte auch sehr viele Passivmitglieder für sich gewinnen. «Das Einschellen ist eben ansteckend», lacht Gründungsmitglied Ueli Rutz. Wie der Vize-Präsident Marco Egli erklärt, habe man tatsächlich auch keine Nachwuchsprobleme. Die beiden jüngsten Ischellner sind gerade einmal acht und zehn Jahre alt. Anders als bei vielen anderen Einschellervereinen dürfen hier sogar Frauen mitmachen, wie Ueli Rutz erklärt. Eine Einschränkung gibt es aber dennoch: Offizielle Vereinsmitglieder dürfen sie nicht werden. Erfolgreich und bereits zu einem festen Punkt im Terminkalender der Region geworden, organisieren die Ischellner Churfirsten jedes Jahr im Juni ihr Ischellner Fest im Horb Alt St. Johann. «Das Fest haben wir von Anfang an, also das erste Mal im Jahr 2000 durchgeführt», blickt Ernst Heierli zurück. Anfangs noch in einem Partyzelt, verlagerte man die Lokation bald in den praktischeren Stall, den Ernst Heierli bewirtschaftet. Die nebenstehende, grosse Garage wird parallel als Bar benutzt und jedes Jahr aufs Neue unter einem anderen Motto dekoriert, wie Marco Egli erklärt. Am vergangenen Wochenende stand hier alles im Zeichen des Skisports und des Pistenspasses. Musikalisch sorgten am Freitagabend das Echo vom Lizä, die Jochtrychler Alpnach und die Ischellner Namenlos für Unterhaltung. Am Samstag spielte das Ländlertrio Chüeisgruess Lupfig auf und auch die Nüssli-Jäger aus Abtwil und die Längeneytrichler aus Bern waren mit dabei.

Taktgefühl und Geselligkeit

Das Ischellner Fest ist für den Verein nicht nur eine wunderbare und lockere Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit als attraktive Möglichkeit zur traditionsbewussten Freizeitgestaltung ins Gedächtnis zu rufen. Das Fest tut auch immer der Vereinskasse gut. Denn neben dem traditionellen Altjahresausschellen am 31. Dezember, bei dem die Einscheller ab vier Uhr morgens von Stein bis Unterwasser ziehen, sind sie auch zur Fasnacht unterwegs und pflegen rege Kontakte zu anderen Vereinen. Dazu gehört auch eine Hexengruppe aus dem deutschen Sulzbach an der Murr, mit der man gemeinsame Fasnachts-Auftritte bestreitet, wie Marco Egli erklärt. Zwar konnten diese am diesjährigen Ischellner Fest nicht dabei sein, dafür aber eine Gruppe Funkenmariechen aus Sulzbach.

«Wir sind aber ebenso an Familien- und Dorffesten dabei und können auch gebucht werden», erklärt der Vizepräsident. Dafür trainieren müssen die Einscheller aber wenig, wie er weiter sagt. «Unser Training läuft meist im Rahmen kleiner Vereinsfeste ab, bei denen wir dann auch das gemütliche Zusammensein in den Vordergrund stellen. Denn wer ein bisschen Taktgefühl hat, der lernt es eigentlich schnell.»