Skip to main content
Anzeige

Brückenschlag für psychische Gesundheit

Am vergangenen Freitag wurde in Pfäfers mit einer Brückenveranstaltung der offizielle Abschluss des «St. Galler Bündnis gegen Depression» gefeiert. Die begonnene Präventionsarbeit wird vom Verein «Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit» fortgesetzt.

Kanton St. Gallen. - «Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken», eröffnete Regierungspräsidentin Heidi Hanselmann mit einem Zitat von Isaac Newton die Brückenveranstaltung in der Klinik St. Pirminsberg in Pfäfers. Als Auftraggeberin des St. Galler Bündnis gegen Depression konnte sie sich freuen, dass man sich am vergangenen Freitag in gleich dreifacher Hinsicht eines Brückenschlags annehmen konnte. Zum einen wurde ganz konkret die Taminabrücke besichtigt, die nicht nur symbolischer Anknüpfungspunkt war, sondern auch thematisch eng mit dem Thema verbunden ist. Während der Bogenschluss baulich den Moment markierte, ab dem sich die Brücke selbst trägt, konnten zum anderen auch die Ergebnisse der Arbeit beim «St. Galler Bündnis gegen Depression» resümiert und deren Fortführung durch das «Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit» gefeiert werden. Drittens wurde damit auch eine Brücke zwischen psychischer Erkrankung und Gesundheit geschlagen.

Überregional und nachhaltig
«Brücken sind ein Symbol für Überwindung, Hoffnung, neue Perspektiven und einem nicht abgeschnittenen Weg», fasste Hanselmann zusammen. So sah sie die mit dem Bündnis begonnene Arbeit auch nicht als erledigt an. Ganz im handlungsorientierten Sinne der Gesundheitsstrategie des Bundes, der die psychische Gesundheit auch aus volkswirtschaftlicher Perspektive als wichtiges Thema erkannt hat, wird die Sensibilisierung, Wissensvermittlung und Entstigmatisierung nahtlos fortgesetzt werden können. «Dabei dürfen wir neben aller Politik aber auch die Sicht der Betroffenen nicht vergessen», wies sie auf die Notwendigkeit hin, den bestehenden Vorurteilen die Kraft zu nehmen.

Da aber der Erhalt und Ausbau entsprechender Angebote speziell in Zeiten der Sparpolitik immer auch  eine Finanzierungsfrage ist, konnte die Regierungspräsidentin das Engagement der Ebnet Stiftung verdanken, die das Projekt unterstützt hatte. Stiftungsratsmitglied Albert Wassmer würdigte im Gegenzug die erfolgreiche Präventionsarbeit. «Aus Sicht der Stiftung erfreut uns nicht zuletzt auch die Tatsache, dass nicht an den Kantonsgrenzen gestoppt und mit der heutigen Brückenveranstaltung der Anspruch der Nachhaltigkeit umgesetzt wurde», so Wassmer.

In den fast dreieinhalb Jahren konnte das Bündnis unzählige Informations- und Weiterbildungsanlässe für Fachpersonen und Multiplikatoren, sowie Veranstaltungen für die Öffentlichkeit umsetzen. Ebenso wurde an der Vernetzung der verschiedenen Angebote und deren Bekanntheit gearbeitet, Informationsmaterialien für die unterschiedlichsten Zielgruppen ausgearbeitet und das Thema in die Gemeinden gebracht.

Offener und öffentlicher Diskurs
«Ich bin überzeugt, dass dazu beigetragen wurde, dass man nun offener und öffentlich über psychische Erkrankungen sprechen kann», fasste der kantonale Präventivmediziner und Leiter des Amts für Gesundheitsvorsorge, Dr. med. Gaudenz Bachmann, zusammen. Dennoch hielt er fest, dass das Thema auch künftig noch verstärkt in den Fokus gerückt werden muss. Dies konnte Reto Fausch, Präsident des «Ostschweizer Forums für Psychische Gesundheit» mit einem Ausblick über das weitere Vorgehen bestätigen. «Dabei wollen wir die Erfahrungen und das Wissen des Bündnisses nutzen und mit gebündelten Ressourcen eine Plattform für die bestehenden Angebote bieten, sowie diese ergänzen.» Der Verein, in dem neben den Kantonen St. Gallen und beider Appenzell auch das Fürstentum Liechtenstein vertreten ist, sei dabei auch offen für eine weitere geografische Ausdehnung der Vernetzung, wie Fausch betonte.

Das in den Blickpunkt gerückte, seelische Gleichgewicht war dann auch Kernthema im Impulsreferat des deutschen Psychotherapeuten Michael Wenner. Neben Informationen zum Handlungsbedarf und der Symptomatik psychischer Erkrankungen, stellte er das von ihm mitentwickelte Programm «Lebe Balance» vor. Das Trainingsprogramm, wie auch das entsprechende Selbsthilfebuch gibt Anleitungen, wie Probleme akzeptiert und dabei eine Verpflichtung gegenüber den eigenen Werten gepflegt werden kann, um eine innere Balance zu erhalten.

Vorsicht statt Nachsicht Abschliessend konnte nicht nur den von Beatrice Nater erzählten Geschichten und Mythen aus dem Taminatal oder Büchel-Klängen von Jazzmusiker Michael Neff gelauscht, sondern noch das monumentale Bauwerk der Taminabrücke besichtigt werden. Zudem knüpfte Thomas Meier, Chefarzt der Kantonalen Psychiatrischen Dienste Süd, mit Blick auf die Klinik St. Pirminsberg thematisch an die Suizidprävention an und wies nachdrücklich darauf hin, dass hier bauliche Massnahmen für eine entsprechenden Sicherung unbedingt wünschenswert sind. «Diese könnte sonst zu einem so genannten Hot-Spot werden», mahnte er. Jean Luis Nardone, stellvertretender Projektleiter beim Tiefbauamt Kanton St. Gallen, konnte von der Anbringung eines Netzes berichten,  welches im Rahmen eines Austausches mit Fachpersonen als geeignete Massnahme zur Vermeidung von suizidalen Kurzschlusshandlungen eruiert wurde.