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Auszeichnung für Künstler

Das Schaffen des Künstlers Kilian Rüthemann ist geprägt durch seine besondere Art mit dem zur Verfügung stehenden Material umzugehen. Dafür bekam der in Bütschwil geborene Künstler unlängst den Förderpreis der St. Gallischen Kulturstiftung.

(Bild: zVg)

BÜTSCHWIL. Der Bütschwiler Künstler Kilian Rüthemann ist in Basel, seinem neuen Zuhause und Schaffensort, als ihn die E-Mail erreicht, dass er den Förderpreis der St. Gallischen Kulturstiftung verliehen bekommen soll. Zuvor gab es keine Bewerbung bei der Stiftung seitens Kilian Rüthemanns. Vielmehr waren es seine Arbeiten, die der Fachjury bekannt waren und diese darüber hinaus überzeugten. «Kilian Rüthemanns Arbeiten beeindrucken durch das Wissen um die verborgenen physikalischen und ästhetischen Qualitäten der verwendeten Materialien», urteilte die Fachjury der St. Gallischen Kulturstiftung. Ebenso überzeugte das Fingerspitzengefühl für die gegebenen Räumlichkeiten in denen Kilian Rüthemann seine Kunst arrangiert. So wird kein komplettes Kunstwerk antransportiert und aufgestellt. Nein. Der zur Verfügung stehende Raum entscheidet über das Objekt.

«Die meisten Arbeiten entstehen vor Ort», erklärte der Künstler. «Am besten ist es, wenn ich vor Ort bin und die Gedanken spielen lassen kann», beschreibt er den ersten Arbeitsschritt. Dabei wägt er die Vor- und Nachteile mit allen Möglichkeiten der Gestaltung ab. Ausserdem kommt es ab und zu auch vor, wenn nur Pläne der Räumlichkeiten bestehen, dass die Idee zu einer künstlerischen Umgestaltung des Raumes am Computer entsteht. Doch am liebsten begeht Kilian Rüthemann den Raum, um ihn in sich aufzunehmen.

Kalkulierter Zerfall

Seine vergangene im Winter inszenierte Ausstellung «Room for Milk» im Zürcher Museum «Haus Konstruktiv» zeigt dies eindrücklich. Der zur Verfügung gestellte Raum hatte Säulen, die bei jeder normalen Kunstausstellung eher hinderlich erscheinen mögen. Doch Kilian Rüthemann beschloss, diese Gegebenheit in seine Arbeit einfliessen zu lassen und als Herausforderung zu betrachten. Der Titel der Ausstellung bezog sich auf den realen Ablauf einer Kaffeebestellung in New York. Möchte man in den Kaffee noch Milch haben, wird entsprechend ein Freiraum im Becher gelassen. Und Freiräume interessieren auch den jungen Künstler. Das Objekt aus Schaumstoff nutzte den gesamten Raum und integrierte die Träger mit in die Arbeit. Selbst die über die Zeit der Ausstellung dauernde Veränderung der natürlichen Farbe des Schaumstoffs bezog er mit in seine Gedanken ein. Ein langsamer Zerfall des Materials wird hier gezeigt. Ein Aspekt der jedem Material, jedem Kunstwerk, jedem Bauwerk inne wohnt. Die Materialien sind eben nicht so stabil wie es scheint und Kilian Rüthemann hinterfragt die Vergänglichkeit. Er nutzt die gegebenen Farben der Materialien, ob Schaumstoff, Beton oder Bitumen, jedes dieser Materialien hat seine spezifische Farbgebung. Nur selten unterstreicht der Künstler sein Schaffen durch künstliche Farbelemente, wie bei seinem Outdoor-Werk «Sticks and Trees» aus dem Jahr 2011. Die um die natürlichen Bäume herum plazierten Stangen sind übersteigert grün, fast türkis.

Unentbehrliche Materialkenntnis

Doch diese farblichen Aspekte bleiben eher selten in der Arbeit Kilian Rüthemanns. «Mich interessiert vor allem das Material» erklärt er. Dabei kommt ihm seine Ausbildung zum Bildhauer von 1997 bis 2001 entgegen. Dort lernte er den Umgang mit dem Material. Bei dieser Ausbildung bei Roland Guggenbühler in Zuzwil entwickelte er auch immer mehr Interesse an der Kunst. Ein Grund also, warum er sich an der Hochschule für Kunst und Design in Basel, seiner heutigen Heimat, bewarb und gleich angenommen wurde. 2005 schloss er das Studium erfolgreich ab und gehört zu den gefragten jungen Künstlern der Schweiz. Seine Arbeiten fanden ihre Plattform unter anderem im Heimspiel, Guerilla Galerie und nextex in St. Gallen, im Kunsthaus Basel oder im Haus Konstruktiv in Zürich, wie auch im Kunsthaus Glarus.

Bildhauerei prägt das Schaffen

Sein heutiges Schaffen ist eng mit seiner Lehre verbunden. «Alles was ich mache hat mit der Bildhauerei zu tun», erklärt Kilian Rüthemann. Er hat das Gespür für den Rohstoff seiner Kunst, resultierend aus seiner Arbeit. Er weiss wie sich verschiedene Stoffe verhalten. «Man kann damit nur arbeiten, wenn man weiss, wie die Materialien reagieren», erläutert Kilian Rüthemann.

Doch bleibt ein kleiner Rest Zufall bestehen. «Das Material macht etwas und ich mache etwas», erzählt er. Und so lange die Kunstkritiker und Kunstliebhaber begeistert sind von der Arbeit des jungen Bütschwilers, von seiner neuen Art der Raumgestaltung, so lange werden wir noch einige Werke bestaunen können und über Zeit, Raum und Vergänglichkeit sinnieren.