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Aufspielen zum gemeinsamen Streich

Nicht weniger als vier Orchester mit insgesamt rund 80 Streicherinnen und Streichern werden zum ersten Fiddlefest in der Kantonsschule Wattwil aufspielen und für besondere Überraschungen sorgen.

Wattwil. Seit elf Jahren wird im Toggenburg das vierstufige Schulungs- Modell für das Orchesterspiel praktiziert. Dabei wird dem Nachwuchs die Möglichkeit einer umfassenden Förderung geboten, die hörbare Früchte zeigt. Am 22. Juni präsentieren die vier Orchester der einzelnen Stufen diese erstmals gemeinsam.

Barock bis Rock
„Die idee zum Fiddlefest kam von Ioan Grammatic, der die beiden unteren Stufen, die ABC-Streicher und Intermezzo, leitet“, erklärt Hermann Ostendarp. Er betreut die beiden oberen Stufen Vivaldissimo und il moaico. „Ich war gleich begeistert davon, denn wir hatten schon länger ins Auge gefasst, einmal ein solches Projekt zu starten“, freut er sich, dass dieses nun in die Tat umgesetzt wird. Das Hauptziel des Konzertes ist es, die vier Stufen zusammenzubringen, erklärt er weiter. «Wir wollen ein Streicherbewusstsein schaffen.» Zudem ist das Fiddlefest auch eine schöne Gelegenheit, um auf diese Angebote der Kanti Wattwil und der Musikschule Toggenburg aufmerksam zu machen.

Während die vier Orchester den Anfang und den Abschluss der Aufführung alle gemeinsam bestreiten werden, wird im Mittelteil, unter der Moderation von Josef Rütsche, dem Präsidenten der Musikschule Toggenburg, jede Formation einzeln ihr Können zeigen. Dabei geht es auf eine musikalische Reise vom  Barock bis zu modernem Rock. Dies ist nicht nur abwechslungsreich für das Publikum und die jungen Streicher selbst, wie Hermann Ostendarp weiss «Wenn man auch Pop-Musik spielt, lernt man noch einmal ganz andere rhythmische Fähigkeiten», weiss er aus didaktischer Perspektive zu berichten.

Vom Holzstück zum Instrument
Thematisch passend begleitet wird der Konzertabend durch Leonhard Pavoni. Er baut unter anderem Violinen, Bratschen und Celli und repariert und restauriert Streichinstrumente. Für das Fiddlefest wird er seine Werkstatt in die Kantonsschule verlegen und seine Arbeit demonstrieren.

Der ehemalige Lehrer hat sich das Handwerk im Selbststudium beigebracht und nach sechs Jahren Berufspraxis erfolgreich die entsprechende Prüfung abgelegt. Dazu gekommen ist er mehr aus einem Spass heraus, wie er rückblickend erzählt. «Meine Frau hatte eine alte Geige, die ihr aber nie so recht gefallen hat und hat mich gebeten, ihr doch eine neue zu bauen, da ich im Werkunterricht in der Schule doch eh viel mit Holz arbeite.» Und so sollte der Beginn einer zweiten Karriere starten, die Leonhard Pavoni schliesslich vor die Wahl stellte, weiter zu unterrichten oder sich ganz seiner Selbständigkeit als Geigenbauer zu widmen. Er entschied sich für letzteres.

25 Jahre Geigenbau
Mittlerweile feiert er sein 25-Jahre-Jubiläum mit eigenem Atelier in Bülach und ist seit mehreren Jahren mit einem Zweitatelier in der Unterdorfstrasse Wattwil präsent. Hier kümmert er sich unter anderem um die Instrumente der Musikschule Wattwil, in der seine Frau Kontrabass-Unterricht gibt. Neben der Pflege der Musikschulinstrumente und Reparaturaufträgen baut Leonhard Pavoni auch durchschnittlich ein neues Instrument pro Jahr selbst. Rund 180 Arbeitsstunden fliessen in ein solches Instrument. Mit einem Preis von beispielsweise 15 000 Franken für eine Geige bietet er diese noch vergleichsweise günstig an, ja unterstützt sogar Familien mit wenig Geld, deren Kind Geige spielen will, mit einem Preisnachlass.

Neben einer Geige, welche aus Kirschbaumholz aus dem Garten des Vaters einer Kundin entstanden ist, gehört diejenige, das er für seine eigene Tochter gefertigt hat, zu den speziellsten seiner Instrumente. In diese ist nicht nur sein ganzes Können, sondern auch jede Menge Liebe eingearbeitet wurden.

Wo gehobelt wird, gibt es bald Töne
Für seine Geigen verwendet er vorzugsweise Ahornholz für den Rücken und Fichte für den Deckel. «Das hat sich über die Jahrhunderte als am besten geeignet herausgestellt», erklärt Leonhard Pavoni. Wie eine Geige aufgebaut ist, wie wichtig der Hobel und Schnitzmesser in diesem Beruf sind, mit welchen Werkzeugen sonst noch gearbeitet wird und wie man einen Bogen neu bespannt, wird er anlässlich des Fiddlefestes gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Tamira Leroux zeigen. Zudem werden einige seiner Leihinstrumente und die eine oder andere von ihm gefertigte Geige beim Fiddlefest gespielt werden.

Als besonderes Highlight wird die Arbeit der beiden Geigenbauer per Liveübertragung auch während des Konzertes für das Publikum die ganze Zeit über sichtbar sein. Wie Hermann Ostendarp wissen liess, wird dies aber nicht die einzige Besonderheit und Überraschung bleiben. Wer aber wissen will, was das genau bedeutet, der muss sich am Samstag, 22. Juni um 17.00 Uhr in der Kanti Wattwil einfinden.