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Auf die Bereifung kommt es an

Der erste Schnee und fallende Temperaturen erinnern daran, das Fahrzeug winterfest zu machen. Ein den winterlichen Strassenverhältnissen angepasster Pneu ist für eine sichere Fahrt unumgänglich.

Gast/See/Glarus. – Zwar gibt es im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in der Schweiz keine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht zur Montage von Winterpneus, doch im Sinne der Verkehrssicherheit ist eine der Witterung angepasste Bereifung unumgänglich. Schnee und Eis verhindern sonst eine sichere Fahrt. Selbst bei trockener Fahrbahn ist eine spezieller Winterpneu bei Temperaturen unter 7 Grad dem Sommerreifen überlegen.

Winter- oder Ganzjahresreifen?
Neben dem Winterreifen setzen einige Automobilsten auf Ganzjahresreifen. Hier sehen viele ein gewisses Potential, um Aufwand und Geld zu sparen. Die Ganzjahresreifen sollen bei sommerlichen Temperaturen, wie auch im Winter den Kontakt zur Fahrbahn im optimalen Rahmen halten. Die Fachleute stehen dieser Art des Reifens allerdings kritisch gegenüber. Doch was kann so ein Pneu unter winterlichen Bedingungen leisten? Die Vorteile der Ganzjahresreifen scheinen auf der Hand zu liegen: Der Radwechsel fällt weg und die nicht verwendeten Räder müssen nicht beim Händler oder in der eigenen Garage oder im Keller eingelagert werden. Bedingt durch die Topografie und die Schneesicherheit, vor allem in höheren Lagen, ist die Schweiz allerdings kein typisches Land, bei dem der Automobilist auf Ganzjahrestreifen zurückgreift.

Grob gesagt bildet dieser Vier-Jahreszeiten-Reifen einen Mittelweg zwischen den speziellen Sommer- und Winterpneus an. Je kälter es draussen wird, desto schlechter werden die sicherheitsrelevanten Fahreigenschaften des Sommerreifens. Hier punktet bei Vergleichstests des TCS eindeutig der Winterreifen. Auf Schnee und Eis kommt dieser am schnellsten zum Stehen, zeigt die höchste Spurstabilität und auch einen geringeren Verbrauch. Ähnlich verhält es sich bei tiefen Temperaturen auf trockener oder nasser Fahrbahn. Hier überzeugt die weiche Gummimischung.

Spagat kaum möglich
Ganz schlecht schneidet hier der Sommerreifen ab. Der Ganzjahresreifen ordnet sich zwischen den beiden Wetterspezialisten ein.  
Bei sommerlichen Temperaturen tauschen Sommer- und Winterpneus ihren Platz. Auch hier ordnet sich der Ganzjahrestreifen zwischen den beiden Spezialisten ein. Denn auch bei hohen Temperaturen (über 25 Grad) wirkt sich dessen weiche Gummimischung verglichen mit dem Sommerreifen nachteilig auf das Fahrverhalten aus. „Bei minus 10 Grad braucht ein guter Reifen eine komplett andere Gummimischung als bei 30 Grad im Sommer“, so Martin Müller, Geschäftsführer der Garage Müller in Niederurnen.

Der Spagat zwischen zwei Witterungsextremen scheint kaum möglich. Ganzjahresreifen sind in der Region auch kaum gefragt, bestätigt Müller. Und auch Daniel Sauter, Geschäftsführer von Auto Sauter Netstal bestätigt diesen Trend. „Wir bestellen diese Reifen nur auf ausdrücklichen Kundenwunsch.“ Beide empfehlen, lieber zum Winterpneu zu greifen.

Nachteile überwiegen
Denkbar wäre ein Vierjahrespneu bei wenig Laufleistung und häufiger Verwendung beispielsweise im städtischen Bereich. In ländlichen und bergigen Regionen hat der Pneu zu viele Nachteile gegenüber dem klassischen Winterreifen. Auch bezüglich der Kosten ergeben sich auf lange Zeit keine Ersparnisse. Zum einen ist die Anschaffung der Ganzjahresreifen teurer, als der Kauf von Winter- und Sommerpneus, auch wenn man hier die doppelte Anzahl kaufen muss. Bezogen auf Nutzungsdauer, Abnutzung und Spritverbrauch relativiert sich der vermeintlich offenkundige Vorteil des Ganzjahrespneus.

Bei einer Berechnung des TCS aus dem Jahr 2009 über 90 000 Kilometer und sechs Jahren, war die Verwendung des Ganzjahresreifens sogar ein wenig teurer. „Ein Ganzjahresreifen ist weder ein guter Winter- noch ein guter Sommerreifen“, so Simon Studer vom Kundendienst der Garage Jörg in Weesen. So wie der Test des TCS, sieht auch er darin einen schlechten Kompromiss. Als Fakt bleibt, dass diese Art von Reifen nur bedingt empfehlenswert ist.