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Anekdoten in Buchform gebracht

Mit Marlies Frast hatte man den Humor zum ökumenischen Poesiecafé in das Michaelshaus Ebnat-Kappel geladen. Die Autorin stellte ihr jüngstes Werk, «75 frastastisch-heitere (Un)Gereimtheiten», vor.

Ebnat-Kappel. Mit einer unverkennbaren Gabe zum Humor und dem treffsicheren Gespür dafür, wie eine lustige Geschichte in perfekter Dramaturgie in einen Reim verpackt wird, erinnern die Anekdoten von Marlies Frast an einen Heinz Erhard in Topform. Hier treibt jedes Wort die Erzählung vorwärts – unnötig schmückendes Beiwerk gibt es nicht. Marlies Frast trifft die perfekte Länge und steuert mit wohlbedachten Worten auf eine zielsichere und krachende Pointe zu. «Unsere Sprache ist ein kostbares Kulturgut, weil sie auch ein Fenster zur Erinnerung ist», beschreibt die Autorin ihre Wertschätzung für ihr Stilmittel, an dem sie formt und arbeitet und sich in unnachahmlicher Weise auszudrücken weiss.

Dass sie aber nicht nur das Schreiben und Reimen, sondern auch den Vortrag desselben beherrscht, stellte sie am Freitagabend ebenso unter Beweis. Entsprechend schüttelte es das zahleiche Vernissage-Publikum vor Lachen, dass es eine wahre Wonne war. So spürte jeder am eigenen Leib die Wahrheit in der Einleitung von Organisator Otto Bösch, der aus einem Gedicht von Marlies Frast rezitierte und damit wohl auch ihre Lebenseinstellung beschrieb: «Wer lacht hat mehr vom Leben.»

Humor ist heilsam
Und dies machte auch die gelernte Pflegefachfrau für Psychiatrie und frühere Berufsschullehrerin mit einem Master in angewandter Ethik selbst deutlich: Humor ist die beste Medizin und hat zumindest heilsame Wirkung. «Ich will die Tür zur Heiterkeit des Alltags öffnen», erläuterte Marlies Frast und stiess dieselbe dann auch weit auf.  Einfach amüsant, komisch und erheiternd waren ihre Gedichte auch nicht nur für diejenigen im Vernissage-Publikum, die darin vorkamen. Die Autorin schonte auch sich selbst nicht und berichtete gleichsam von ihren eigenen Streichen, Missgeschicken und Erlebnissen. «20 der Geschichten habe ich direkt selbst erlebt, bei 15 war ich Augenzeugin und 40 habe ich aus zuverlässigen Quellen», legte sie ihre Inspirationen und den wahren Kern jeder einzelnen Geschichte offen. Bei allem Herauskitzeln der komischen Seiten des Lebens lässt Marlies Frast dabei aber nie den Respekt und die Anerkennung für die Protagonisten ihrer Geschichten vermissen. Da sie das Buch speziell als Geburtstagsgeschenk für ihre langjährige Freundin Elisabeth Wyler herausgegeben hat, kommt auch manche gemeinsame Geschichte der beiden Frauen darin vor.

Treffsicher formulierte Anekdoten
Wie Marlies Frast erzählt, ist ihr das Schreiben, insbesondere in der vom Aussterben bedroht scheinenden humoristischen Gedichtform, schon immer leicht von der Hand gegangen. Bereits als kleines Mädchen durfte sie in ihrer Heimat Vorarlberg einem Heimatdichter, der im gleichen Haus wie ihre Familie wohnte, beim Dichten zur Hand gehen. Ihre Motivation, ihre Texte nun auch mit dem eigenen Verlag zu veröffentlichen, ist anderen Menschen eine Freude bereiten zu wollen, wie sie erzählt. Und dies schafft sie in der Tat.

So erfährt man in ihrem mittlerweile zweiten Buch unter anderem, wie ein Polizist in Zivil in der Psychiatrie in Erklärungsnöte gerät, wie es passieren kann, dass einem nach einem Streich die Heftklammer in den Hintern pikst oder wie die Ironie des Schicksals einem Einbrecher einen Strich durch die Rechnung macht und vieles mehr. Trefflich bebildert wurden die einzelnen Geschichten vom Hobby-Illustrator Ernst Zürcher. Gemeinsam mit seiner Frau Ruth - die gleichsam sein grösster Fan ist, wie sie gesteht - betreibt er ein Atelier für Glasgestaltung in Mosnang. Das Malen ist ihm also auch Profession, doch die humoristische Inspiration lässt er ebenfalls nicht vermissen, wie ein Blick ins Buch zeigt. Die Geschichten taten ein Übriges, wie Ernst Zürcher erzählt: «Eigentlich hatten wir vereinbart, dass ich 24 Illustrationen mache.» Doch ging ihm die bildliche Umsetzung der Gedichte so gut von der Hand, dass er nach nur zwei Tagen  bereits 70 Illustrationen vorliegen hatte. Das Ergebnis dieses humoristischen Zusammenwirkens ist nun beim Frast Verlag erhältlich. Prädikat: Unbedingt sehens- und lesenswert!