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Konstruktive Gespräche nötig

Am Dienstagabend lud die Kommission Gesundheit und Prävention des Neckertals zum interaktiven Theaterabend in das Oberstufenzentrum Necker. Die Theatergruppe Knotenpunkt rückte hier den Alkoholkonsum und daraus resultierende Probleme geschickt ins Rampenlicht.

Necker. «Ich habe alles im Griff», «Du hast das Mass verloren», «Ich könnte jederzeit aufhören» - mit diesen und ähnliche Aussagen machte am Dienstagabend das Theater Knotenpunkt in Necker die Schwierigkeit deutlich, beim Alkoholkonsum zwischen Genuss und Abhängigkeit zu unterscheiden. Die Kommission Gesundheit und Prävention der Gemeinden Hemberg, Neckertal, Oberhelfenschwil und Schönengrund setzte mit der Veranstaltung wiederum einen zu Diskussionen anregenden Impuls und holte ein weiteres Mal ein Thema in den Blickpunkt, das sonst oft unter den Teppich gekehrt wird.

Hilflosigkeit überwiegt oft
Da Alkohol zu den sogenannten legalen Drogen gehört und in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz als Genussmittel und Teil des gesellschaftlichen Leben geniest, ist es besonders schwierig, ein missbräuchliches Konsumverhalten nicht nur zu erkennen, sondern vor allem auch, dieses zu thematisieren. Dies gilt für Betroffene selbst genauso, wie für Angehörige oder Beobachter. Denn so einfach es scheint, bei einem Jugendlichen in dieser Hinsicht zu intervenieren, so schwierig wird es spätestens bei einem Erwachsenen.

Entsprechend ist der Umgang mit Menschen, die von einer Alkoholabhängigkeit betroffen oder von dieser gefährdet sind, oft von Hilflosigkeit geprägt. Dass es hier kein Patentrezept, aber durchaus Möglichkeiten zum Agieren gibt, machte die Theatergruppe Knotenpunkt mit ihrem neuesten interaktiven Stück «Zum Wohl!» eindrücklich deutlich. Gemeinsam mit dem Publikum wurden nach dem eigentlichen Theaterstück anhand einer Auswahl von Szenen Optionen erarbeitet, wie man sich in zunächst heikel scheinenden Situationen verhalten könnte. Die Vorschläge des Publikums wurden unter der Moderation von Fra Zeller und vor dem mit Bierkästen bestückten Bühnenbild direkt auf ihre Tauglichkeit getestet. So konnte man sich an den beeindruckenden und lebensnahen schauspielerischen Leistungen von Søren Ehlers, Thomas Fuhrer, Agnes Krähenbühl und Anna Maria Tschopp  erproben.

Alle sind mitbetroffen
Schnell wurde dabei klar, dass weder anschreien, noch anschweigen ein probates Mittel sind. Doch wie können sich beispielsweise Arbeitgeber, Kollegin und Kollege oder die Angehörigen auf eine positive und zielgerichtete Art einmischen, aktiv werden und mit einem Betroffenen konstruktiv ins Gespräch über Alkohol kommen?

Die Figuren des Stücks reflektierten dabei eine emotionale Achterbahnfahrt – vom verzweifelten Ehegatten über die sich verantwortlich fühlende Tochter, die Kollegen die auf den Feierabend anstossen wollen und den Arzt, der die Angelegenheit im wahrsten Sinne nüchtern abhandelt. Von Überforderung, Angst, Hoffnung, Enttäuschung, Wut und Scham bis zu Schuldgefühlen wurde facettenreich gezeigt, welche Problematiken und Gefühlswirrungen mit in die Thematik hineinspielen. Ebenso beschäftigte sich das Stück mit der Rehabilitation und mit Rückfällen und beleuchtet Umgang und Rolle von Familie und Freundeskreis, Arbeitgeber und Hausarzt. So endete es schliesslich genauso, wie es begonnen hatte – fast zumindest.

 

 

«Alkohol wird noch verharmlost»*

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Warum hat sich die Kommission Gesundheit und Prävention Neckertal entschieden, gerade das Thema Alkoholmissbrauch zu thematisieren?
  Auslöser dafür ist, dass es als Arbeitgeber oder im Freundeskreis sehr schwierig ist, das Thema anzusprechen, wenn man meint, dass jemand ein Problem hat. Die Angst, beispielsweise eine Freundschaft zu riskieren, schwingt immer mit. An dieser Stelle wollen wir ansetzen, denn Alkohol ist als legale Droge immer noch ein verharmlostes Problem – und dies allerorts und in allen Gesellschaftsschichten.

Welches Ziel verbinden Sie mit dem Abend?
  Der Alkoholmissbrauch ist neben «Gesundheit im Alter» eines unserer Schwerpunktthemen in diesem Jahr. Nachdem das Theater Knotenpunkt schon zum Thema «Depressionen» bei uns zu Gast war, haben wir nach dem Besuch der Premiere des neuen Stückes «Zum Wohl» entschieden, dass diese wichtige Problematik dort sehr gut bearbeitet wird.

Das Jahr neigt sich seinem Ende zu – welchen Themen wird sich die Kommission Gesundheit und Prävention Neckertal im 2016 annehmen?    Das kommende Jahr wird ganz im Zeichen der Bewegung und der Ernährung stehen. Im Zusammenhang von «schweiz.bewegt» wurden wir von Degersheim zum Gemeindeduell herausgefordert. Das wird sicher eine spannende Sache, denn Degersheim hat bislang immer gewonnen. Aber wir sind auch stark!


*Peter Bünzli, Gemeinderat und Mitglied der Kommission Gesundheit und Prävention Neckertal